17.05.2024
Eure Alten sollen Träume haben Apg 2,17

Pfingsten – das ist das Gefühl von Freiheit und Zusammenhalt. Und jede Menge Hoffnung.

Ich liebe die Pfingstgeschichte aus der Bibel, die davon erzählt:

Wir sind eine große Menschheitsfamilie. Auch wenn wir unterschiedliche Sprachen sprechen. Auch wenn wir  aus ganz verschiedenen Kulturen und allen möglichen Nationen kommen.

Wir alle sind Gottes Kinder. Gottes Atem, Gottes Geist verbindet uns.

Dieser Geist voller Hoffnung wird unter euch lebendig bleiben, heißt es in der Pfingstgeschichte, selbst eure Alten sollen Träume haben.

Die Alten sollen Träume haben? Schön wär´s, denke ich manchmal.

Schön wär´s, denke ich auch, als Herr Schmidt wieder bei mir im Korbsessel sitzt. Herr Schmidt kommt öfter mal vorbei zur Sprechzeit. Er war früher Lektor in einem großen Verlag. Und ist immer noch hellwach, obwohl er schon über Neunzig ist.

In der letzten Zeit ist er sehr besorgt. Über den Krieg in der Ukraine und in Nahost. Nie hätte er gedacht, dass die Rüstungsindustrie in Deutschland so zulegt. Und dass unsere Gesellschaft so gespalten ist.

Er seufzt. Und ich seufze mit ihm. Pfingsten erscheint mir wie ein schönes Märchen. Wo ist es nur hin, das Gefühl von Freiheit und Zusammenhalt? Was ist aus den Hoffnungen dieses alten Herrn geworden?

Wir schweigen eine Weile. Doch dann schaut er mich an, druckst herum. Und die alten blauen Augen bekommen eine Weite, die mich fasziniert. Genauso wie der Satz, den er dann sagt: "Aber wissen Sie ­– ich, ich glaube an Wandlung. Ich hoffe, dass ich das noch erlebe, dass sich alles zum Guten wandelt." 

  

Eine gute Nacht und gute Träume

wünscht Angela Fuhrmann, evangelische Pfarrerin in Gotha        


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