07.11.2018
Gottes Heerscharen

In der Kirche von Posterstein gibt es einen geschnitzten Altar. Auf vier Säulen trägt er einen Baldachin, ein geschnitztes Dach für den Altar und auf diesem Dach steht eine ganze Heerschar von Engelfiguren.

Jeder Engel hat etwas in der Hand. Rechts und links ganz vorn am Rand des Daches stehen zwei Engel, der eine hat einen Kelch in der Hand und der andere eine Hostie. Brot und Wein. Gott gibt uns, was wir brauchen, stärkend und berauschend will er sein.

Aber hinter diesen zwei Engeln stehen noch viele andere Engel. Auch sie halten etwas in der Hand. Marterwerkzeuge, Dinge, die vom Blutrausch der Menschen erzählen, vom Richten, Töten und Festnageln. Ein Engel trägt einen Morgenstern, ein anderer eine Sense, das Symbol für den Tod und für alles, was dich einen Kopf kürzer macht; ein anderer hat einen Nagel in der Hand stellvertretend für das, was uns festnageln kann. So und so musst du sein. So und so warst du schon immer. Die Engel haben all das in der Hand. Das ist gut, hab ich gedacht. Die Marterwerkzeuge in Gottes Hand zu legen und nicht in unsere.

Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. So steht es im Matthäusevangelium. Der Künstler hat das begriffen und der Gemeinde vor Augen gestellt. Heil und Unheil liegen allein in Gottes Hand und es ist nicht an uns, über andere zu richten, geschweige denn, sie einen Kopf kürzer zu machen.

Eine Nacht im Frieden wünscht Ihnen Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land.


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