11.08.2016
Himmelsgarten in Saalfeld
In Saalfeld geht der Himmel auf. Letzte Woche habe ich es mit eigenen Augen gesehen. In der Johanneskirche in Saalfeld öffnet sich der Himmel.
Im Deckengewölbe ist, zwischen den gotischen Rippen, das Paradies. Die Kirchendecke ist bemalt mit über 200 Pflanzen und Blumen. Aus jeder Ecke heraus wächst, grünt und blüht es. Gräser, Blumen, Heilpflanzen und auch das, was wir heute Unkraut nennen. Direkt neben der Rose rankt die Brennnessel. Wenn so das Paradies ist, dann habe ich Lust darauf! Eine Wiese, auf der manches Kraut gewachsen ist gegen die Schmerzen und Verletzungen, die das Leben mit sich bringt.
Ein bunter Platz für die Vielfalt aller denkbaren Gewächse, die hier nebeneinander reifen und gedeihen.
Und wenn er's uns so sichtbar ausmalt, der unbekannte gotische Maler, dann doch nicht nur als Ausblick in die Ewigkeit. Dann stellt er es uns jetzt schon vor Augen:
Das bunte Leben. Gott wird sich etwas dabei gedacht haben, dass er nicht eine Rosen-Art oder eine Sorte Beeren geschaffen hat und auch nicht einen Typus Mensch.
Wenn der Himmel so aussieht, dann hat Gott Spaß an unterschiedlichen Hautfarben, an unterschiedlichen Überzeugungen und Lebensformen. Manches davon ist nützlich, manches nur schön, und manches wächst einfach vor sich hin. Im Himmel wie auf Erden.
Da geht der Himmel auf. In Saalfeld und in mir.
Und ich wünsche mir, eines Tages auch da stehen zu können, mit allen Menschen, auf Gottes bunter Himmelswiese.
Gute Nacht! Pfarrerin Elisabeth Wedding aus Jena