29.05.2018
Ich brauch das nicht

„Ich brauch’ das nicht.“, sagt Anne. „Ich habe Pharmazie studiert, bin Apotheker geworden und nun muss mich niemand Apothekerin nennen. Ich bin selbstbewusst genug, da brauche ich keine weibliche Form. Und das können andere doch auch sein. Es gibt doch wirklich Wichtigeres als dieses Gendergaga.“

Landauf, landab regt das Menschen auf. Manche reagieren mit Wut und Beschimpfungen, wenn andere dafür eintreten, männliche und weibliche Formen in unserer Sprache zu verwenden. Was ist da los? Warum diese überhitzten Diskussionen?

Offensichtlich geht es um Wesentliches, um mehr als gute Argumente. Ich kenn das von mir. So richtig aufregen kann ich mich bei Dingen, die bei mir sensible Punkte berühren.

Wenn ein Bekannter immer im Rampenlicht stehen muss. - Will ich ja eigentlich selber gern. Wenn eine für etwas gelobt wird und ich werde nicht gesehen mit dem, was ich gemacht habe. Da rutscht es mir schon mal raus: Ich, ich brauch das nicht! – Und weiß doch im Innern, ich wünsche mir das auch.

Vorkommen, sichtbar werden, gesehen werden. Sicher gibt es viele, die dafür keine weiblichen Formen brauchen. Aber es gibt eben auch andere. Und die brauchen das. Für die diskutiere ich gern, weil ich überzeugt bin: Was nicht in der Sprache ist, ist nicht in der Wirklichkeit.

Da halte ich es gern mit der Bibel: „Tu deinen Mund auf für die Stummen, für das Recht aller Schwachen.“

Eine gute Nacht wünscht Pfarrerin Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.


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