05.12.2024
Immer wieder Wege finden

Paulas Eltern waren Zirkusdirektoren. Sie hatten feste Arenen in Hamburg, Wien, Breslau und Berlin, mit Platz für gut 4000 Besucher. Am Spreeufer hatte die Manege Löcher und konnte gesenkt werden, sodass ein riesiges Becken daraus wurde; in der Mitte ein Graben, dort war das Wasser tief genug, dass Mensch oder Tier von weit oben reinspringen konnten.

Paula, als kleines Mädchen, war davon fasziniert. Sie lernte: Man muss den Menschen etwas bieten, was sie „sich nicht erklären können, worüber sie nachgrübeln“.

Trotzdem ist sie nicht eingestiegen in den elterlichen Betrieb. Sie wollte selbst grübeln und hat studiert – als eine der ersten Frauen in Deutschland. Philosophie, Kunst- und Literaturgeschichte.

Abgeschlossen hat sie ihr Studium nicht. Der Zirkus war im Ersten Weltkrieg fast bankrott; da übernahm Paula die Leitung. Als geschiedene Frau und alleinerziehende Mutter! Noch dazu liebte sie eine Frau: Eleonore Cador, mit der Paula bis zum Lebensende zusammenblieb. Damals skandalös und vom Gesetz verboten.

Damit Eleonore trotzdem erben würde und auch mit ins Familiengrab könnte, hat Paula ihre Partnerin adoptiert.

Das wiederum finde ich faszinierend: Paula Busch – die übrigens morgen Geburtstag hätte – war eine Frau, die immer nach Wegen gesucht hat – für den Zirkus, für sich selbst, für ihre Liebe. Wenn ich manchmal nicht weiß, wo es weitergehen kann, sag‘ ich mir eine alte Liedstrophe vor. Darin heißt es von Gott: Er wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

Vielleicht träumen Sie heute Nacht von der richtigen Richtung für sich. Das wünscht Ihnen jedenfalls Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach


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