08.10.2020
Kehr um

Tobi hat getrunken, seit er 14 war. Erst mit den Eltern, samstags ein Bier, später dann im Jugendclub Cola-Rum, Cuba libre und die härteren Sachen.

Am Anfang haben wir gelacht, wenn Tobi dann beschwipst vor uns stand und seine Grimassen für uns zog. Später dann hat keiner mehr gelacht. Tobi ist Schluck für Schluck dem Alkohol verfallen und nie wieder davon losgekommen. Er hat diese Kraft nicht gehabt.

Seine Organe sind von dem ganzen Saufen mittlerweile derart angegriffen, dass nichts mehr geht. Tobi vergisst sogar den Nachhauseweg, wenn man ihn mal in einer fremden Straße absetzt. Er hat Löcher im Kopf. Er merkt sich keine neuen Sachen.

Der Alkohol hat ihn aufgefressen. Stück für Stück. Wenn wir wussten, wann Schluss ist, dann hat Tobi einfach weitergetrunken.

Die Ärzte haben mich aufgegeben, sagte Tobi kürzlich. Ja, aber ich gebe dich nicht auf.

Was schon angeknackst ist, das wird Gott nicht zerbrechen. An diesen Gott glaube ich, deshalb gebe ich Tobi nicht auf.

Hör endlich mit dem Saufen auf, das hätte ich Tobi am liebsten ins Ohr geschrien, als er mich anrief und sagte: es ist aus. Jammere jetzt nicht rum, sondern hör endlich auf und gib dich selber nicht auf!

Eine gute Nacht wünscht Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land


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