16.04.2025
Lasst uns beten - und uns zusammenraufen
Der Zeichentrickfilm mit den meisten Preisen zurzeit kommt aus Lettland. Auf lettisch heißt er „Straume“, in den deutschen Kinos „Flow“.
Es geht darin um eine schwarze Katze. Die streunt herum, klaut einen Fisch und wird von Hunden verfolgt. Zum Schlafen rollt sie sich auf ihr Lager – normales Katzenleben eben.
Doch dann kommt die Flut. Meterhohe Wellen brechen über die Hügel, reißen Bäume mit sich. Das Wasser steigt zusehends; gerade noch so rettet die Katze sich in ein Boot. Da sitzt schon jemand drin. Und steuert es: ein Wasserschwein.
Ab da dauert es, bis die Katze wieder stabilen Boden unter den Pfoten hat. Im Boot stranden bis dahin aber noch mehr: ein wendiger Affe, ein Hund mit goldfarbenem Fell und ein riesiger, weißer Vogel. Ganz verschiedene Tiere. Draußen wären sie vielleicht gegnerisch. Im Boot aber müssen sie sich zusammenraufen. Sie raufen wirklich, es ist manchmal ein Kampf auf dem Wasser.
Das Wasser selbst strömt mal gleichmäßig. Und mal peitscht der Wind die Wogen wieder hoch. Ein paar der Tiere geraten in große Gefahr. Mit letzter Kraft retten die anderen ihnen das Leben. Retten sie, obwohl es fremdartige Tiere sind!
Der Film hat gewonnen: unter anderem den Golden Globe, den Europäischen Filmpreis, einen César und den Oscar als bester Animationsfilm. Und ich wünschte, dass alle, die ihn sehen und davon hören, mit mir beten: Gott, du hast das ganze Menschengeschlecht geschaffen. Und jetzt sitzen wir in einem einzigen Boot. Es treibt nicht in einer Strömung, aber es ist rund und zieht seine Kreise im All. Bitte hilf uns beim Zusammenraufen, sonst gehen wir unter.
Amen. Und gute Nacht, sagt Ihnen Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach