14.04.2025
Marktplatz in der Straßenbahn

In der Dresdner Straßenbahn kann man miteinander reden. Kann man natürlich in jeder Straßenbahn. Nur in Dresden geht das seit 2019 besonders gut. Weil ein Verein seitdem in der Bahn ein paar Plätze reserviert – extra zum Diskutieren während der Fahrt. Ein paarmal pro Woche beim normalen Linienbetrieb, immer im letzten Abteil.

Dort sitzt jemand aus dem Verein. Und bis zu drei Personen können noch dazu. Jeder mit gültiger Fahrkarte kann mitreden. Mal geht’s um Einsamkeit, Mobbing oder Stress. Dann wieder um Flucht, Krieg oder Klima.

Manchen ist das zu viel für ein paar Minuten Bahnfahrt. Der Verein aber will so auch Raum geben für Gespräche zwischen Leuten, die sich normalerweise nicht unterhalten würden. „Viele freuen sich, unerwartet im Alltag auf Menschen zu treffen, die an ihrer Lebenswelt und an ihren Erfahrungen interessiert sind“, sagt jemand aus dem Verein.

Den wiederum haben die Gründer „Metropolis“ genannt. Weil sie die Métro – so heißt Straßenbahn auf französisch – mit der Polis verbinden wollen. Jede Polis, das heißt, jeder Stadtstaat im antiken Griechenland, hatte einen Marktplatz. Wo auch politisch debattiert wurde.

In Dresden gibt’s so einen Mini-Marktplatz jetzt also in der Straßenbahn. Sitzplätze für Standpunkte. Jeder kann seine Meinung sagen. Und gerade wo es kontrovers wird, lernt man auch, unvoreingenommen zuzuhören, sagen die Initiatoren. In der Bibel steht’s so: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.

Tolles Projekt! Und könnte das nicht auch bei uns allen auf dem Land ohne Straßenbahn gehen?, fragt Sie zur Nacht Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach  


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