15.10.2024
Was ist eine Visitation?
Das lateinische Wort visitatio bedeutet Besuch oder Besichtigung. In der evangelischen Kirche ist eine Visitation ein rechtlich geordneter Besuch in Gemeinden, Kirchenkreisen oder kirchlichen Einrichtungen. Eine Visitation kann aber auch ein Arbeitsfeld in den Blick nehmen, das von verschiedenen Menschen und Einrichtungen innerhalb der Landeskirche getragen wird.
Visitationen orientieren sich am Vorbild der ersten christlichen Gemeinschaften: Paulus und seine Mitarbeiter besuchten regelmäßig ihre Geschwister in den neu gegründeten Gemeinden, um sie zu beraten und zu begleiten, zu trösten und zu ermutigen und nötigenfalls auch zu warnen und zu ermahnen (Apg 15,35; 1 Thess 3).
Bereits in neutestamentlicher Zeit waren diese Besuche eine Form der gemeinschaftlichen Leitung. Heute setzt das jeweilige Leitungsgremium oder der Landesbischof eine Visitationsgruppe ein. Eine Visitation ist jedoch kein „Kontrollbesuch“ der Kirchenleitung, sondern dient vor allem der gegenseitigen Wahrnehmung und Begleitung. Es geht darum, die Menschen und die Arbeit vor Ort kennenzulernen, Veränderungsprozesse zu begleiten, Fehlentwicklungen zu erkennen und Potentiale zu fördern. Bei all dem ist eine Visitation keine Einbahnstraße: Sie dient nicht zuletzt dazu, Erkenntnisse für die Arbeit kirchenleitender Gremien zu gewinnen. So werden nicht nur bei den Besuchten, sondern auch bei der Kirchenleitung Veränderungen ermöglicht.