PM 81 | 03.07.2008
150 Auffuehrung in Bachs Taufkirche

Eine Seltenheit: Bach-Kantaten im Gottesdienst
150. Aufführung in Bachs Taufkirche erinnert an außergewöhnliche Tradition

Am Sonntag (6. Juli, 10 Uhr) findet in der Eisenacher Georgenkirche der 150. Kantatengottesdienst statt. Seit 1985 werden regelmäßig Kantaten von Johann Sebastian Bach in der Taufkirche des Komponisten im liturgischen Rahmen aufgeführt. Die Reihe ist in Thüringen einzigartig.

Zum Jubiläum ist die Bach-Kantate „Ärgre dich, o Seele, nicht“ (BWV 186) zu hören. Das zweiteilige Werk geht auf eine frühere Weimarer Kantate zurück, die Bach im Juli 1723 für Leipzig bearbeitet und erweitert hat. Es singen und musizieren Carola Fischer (Sopran), Antje Gebauer (Alt), Georg Führer (Tenor), Michael Brieske (Bass) und Andrea Malzahn (Orgel) sowie das Ambrosius-Kammerorchester und der Bachchor Eisenach unter Leitung von Kirchenmusikdirektor (KMD) Christian Stötzner. Die Predigt hält Superintendent i. R. Wolfgang Robscheit.

„Wir sind sehr stolz auf diese seltene Aufführungstradition“, sagt Wolfgang Robscheit. „Zu den Kantatengottesdiensten kommen immer mehrere hundert Besucher – nicht nur aus Eisenach, sondern aus der gesamten Umgebung.“

Der 1. Kantatengottesdienst fand am 2. Februar 1985 zu Beginn des Bachgedenkjahres zum 300. Geburtstag des Komponisten in der Georgenkirche statt. Die Anregung kam vom damaligen Landeskirchenmusikdirektor und Georgenkantor Herbert Peter. In der DDR wurden Kantaten selten im liturgischen Zusammenhang aufgeführt. Sie waren meist nur öffentlich zu hören, da die Kirchgemeinden die finanzielle Last nicht tragen konnten. Dabei hat Johann Sebastian Bach seine Kantaten vorwiegend für den kirchlichen Gebrauch komponiert. In dem Bachgedenkjahr fanden dann gleich mehrere Kantatengottesdienste statt.

Die Seltenheit dieser Aufführungen führte zu einem großen Zuspruch, so dass die Kantatengottesdienste zur Tradition in Eisenach wurden. Bisher waren etwa zwei Drittel der Kantaten Johann Sebastian Bachs zu hören. Besonderen Verdienst haben sich dabei die ehrenamtlichen Sänger und Musiker des Bachchores und des Ambrosiuskammerorchesters aus Eisenach erworben. Bis 2002 war Ekkehard Knechtel musikalischer Leiter der Kantatengottesdienste. Seitdem führt der derzeitige Eisenacher KMD Christian Stötzner die Tradition weiter.

Hintergrund: Ein Kantatengottesdienst ist ein christlicher Gottesdienst, bei dem eine geistliche Kantate im Mittelpunkt steht. Die kirchenmusikalische Aufführung ist verwoben mit der Liturgie. Der Gottesdienst wird gemeinsam von einem Geistlichen und einem Kirchenmusiker oder Kantor vorbereitet und verantwortet. Der Kantatengottesdienst enthält sowohl Momente eines Konzertes als auch den Grundcharakter eines Gottesdienstes, was seine Spannung, aber auch seinen besonderen Reiz ausmacht. Besonders gelungen ist ein Kantatengottesdienst, wenn die dichte Verzahnung von Musik, Wort und Liturgie gelingt.

Bei Rückfragen: Wolfgang Robscheit, 03691-211331 oder Christian Stötzner, 03691-887681


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