Pressestelle Thüringen

„Dauerhafte Notsicherung nicht mehr möglich“

Die Schwarzburger Kirche in Neustadt am Rennsteig wird voraussichtlich ab dem 14. November 2016 abgerissen. Die Kirche wurde in den vergangenen Jahren wegen ihrer Baufälligkeit zunehmend zu einer Gefahr für die Öffentlichkeit. Dem Abriss waren viele Versuche vorangegangen, das Gebäude als Kirche zu erhalten, es anders zu nutzen oder es zu verkaufen.

„Auch wenn es sehr traurig ist, ein Gebäude, das zur Ehre Gottes erbaut wurde, abzureißen, so befürworte ich den Weg der Kirchengemeinde, die Schwarzburger Kirche nun ganz aufzugeben“, sagt Angelika Greim-Harland, Superintendentin des Kirchenkreises Arnstadt-Ilmenau. „Es hat viele Versuche zur Rettung gegeben, die leider erfolglos blieben. Da eine dauerhafte Notsicherung der Schwarzburger Kirche nicht mehr möglich war, bleibt nun nur noch der Abriss.“

Allein die Instandsetzung der einsturzgefährdeten Gebäudehülle hätte nach Angaben des Kirchenkreises Arnstadt-Ilmenau 756.000 Euro gekostet.
Historisch bedingt hat die Kirchengemeinde von Neustadt am Rennsteig zwei evangelische Gotteshäuser. Neben der Schwarzburger Kirche gibt es die Michaeliskirche, die in den vergangenen Jahren aufwändig restauriert wurde.

„Die Kirchengemeinde hat mit großem Engagement die Michaeliskirche saniert und hat dort einen besonderen Raum für Gottesdienste, Trauerfeiern, Veranstaltungen und Konzerte, der liebevoll erhalten, offengehalten und gepflegt wird“, so Greim-Harland.

Die Kosten für den Abriss der Kirche belaufen sich voraussichtlich auf rund 45.000 Euro. Davon erhält die Kirchengemeinde Neustadt am Rennsteig 26.400 Euro aus dem Abrissfonds der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). 17.000 Euro kommen vom Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau.

Hintergrund:
Der Rennsteig verläuft mitten durch den Ort Neustadt. Bis 1920 bildete er die Grenze zwischen dem Herzogtum Sachsen-Meiningen und dem Fürstentum Schwarzenburg-Sondershausen. Die Meininger hatten bereits zwischen 1856 und 1859 die Michaeliskirche errichtet. 1887 bauten die Schwarzburger ihre eigene Kirche. 1923 wurden der Schwarzburger und der Meininger Ortsteil von Neustadt zusammengelegt. Die Schwarzburger Kirche verlor bereits damals ihren eigentlichen Zweck. 1937 gab es Überlegungen, die Kirche in ein Wohnhaus umzubauen bzw. aufzugeben wegen des anstehenden Sanierungsbedarfes. 2001 wurde das Gebäude baupolizeilich gesperrt, der Turm wegen akuter Einsturzgefahr abgenommen. Zuvor wurde die Orgel abgebaut und auf der Empore gelagert. 2005 beschloss der Gemeindekirchenrat, sich von dem Gebäude zu trennen. Die Gedenktafeln für die Gefallenen des 2. Weltkrieges wurden in die Michaeliskirche überführt und die Kirche entwidmet. Ab 2011 wurde versucht, das Gebäude zu verkaufen - ohne Erfolg. Nach erneuten Notsicherungsmaßnahmen 2013 beschloss der Gemeindekirchenrat, den Abriss zu beantragen. Die Bänke im Kirchenschiff wurden an zwei Kirchengemeinden verkauft, die Orgel an die Kirchengemeinde Oschersleben abgegeben. Die im Dachboden gelagerte Glocke wurde geborgen und in der Michaeliskirche aufgestellt.