PM 109 | 31.08.2008
Ausstellung ueber Bewegung Schwerter zu Pflugscharen

Ausstellung über Bewegung "Schwerter zu Pflugscharen"
DDR-Funktionäre hatten Angst vor den eigenen Symbolen bekommen

Morgen (1. September, 16 Uhr) wird die Ausstellung „Der gefährliche Schmied“ mit einer Frie­densandacht im Kreuzgang des Erfurter Augustinerklosters eröffnet. Die Leihgabe des Martin-Luther-King-Zentrums Werdau zu den Auseinandersetzungen zwischen Friedensbewegung und DDR-Staat ist bis zum 24. September zu sehen. Die einführenden Worte zur Eröffnung übernimmt Pfarrer i. R. Karl Metzner vom Aktionskreis für Frieden Erfurt. Die Andacht hält Schwester Katharina von der Communität Casteller Ring (CCR).

Der Verein „Martin-Luther-King-Zentrum Werdau“ hat die Wanderausstellung über die Schwerter-zu-Pflugscharen-Bewegung aus Anlass eines Jubiläums erarbeitet: Vor 25 Jahren befanden sich die Auseinandersetzungen um die staatsunabhängige Friedensbewegung in der DDR auf ihrem Höhe­punkt. Ein Hauptmotto war dabei ein Bibelzitat: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen“, heißt es im Buch des Propheten Micha im Alten Testament. Die Friedensbewegung griff Symbole des DDR-Staates auf und entzog sie damit der ideolo­gischen Reglementierung und Kontrolle. Mit diesen Zeichen trugen die Christen ihre Botschaft der Gewaltfreiheit über die Kirchenmauern hinaus in die Öffentlichkeit. Damit förderten sie das Zusammengehörigkeitsgefühl von Kritikern der militarisierten DDR.

Der Staat mit seinem außenpolitischem Friedens- und Abrüstungsanspruch bekam plötzlich Angst vor den eigenen Friedens-Symbolen. Dazu gehörte der friedfertige Mann einer sowjetischen Skulp­tur, der die biblische Vision „Schwerter zu Pflugscharen“ verbildlichte und gegenwartsnah machte. Für die DDR-Oberen wurde er zum „gefährlichen Schmied“, den sie plötzlich meinte, bekämpfen und tabuisieren zu müssen. Das eben noch preisgekrönte Motiv eines Mannes, der mit zerbroche­nem Gewehr schützend vor der Weltkugel steht, wurde ebenfalls zum Feindbild. Hier traf plötzlich das Volksmund-Zitat zu: „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann“.

Die Übernahme der eigenen Symbole war ein Grund für den Staat, gegen die friedensbewegten Aktivisten vorzugehen. Die Zeichen begleiteten die Bürgerinitiativen trotzdem bis zur Friedlichen Revolution im Jahr 1989. Die Friedensbewegung des vereinigten Deutschlands wirbt noch heute mit den in der DDR hart umstrittenen Zeichen für Abrüstung, zivile Konfliktbearbeitung und eine gewaltfreie Gesell­schaft.

Die Ausstellung im Augustinerkloster kann montags bis samstags von 10 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 15 Uhr besichtigt werden.

Hintergrund: Das Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage mit dem Archiv DDR-Bürgerbewegung wurde 1998 von Vertretern der Friedensbewegung und der Konflikt­forschung aus Ost- und Westdeutschland sowie von engagierten Jugendlichen ins Leben gerufen. Es hat seinen Sitz im „Torbogenhaus” in Werdau-West.

Das Zentrum im Internet: www.martin-luther-king-zentrum.de

Bei Rückfragen: Lothar Schmelz, 0361-5766032 oder 0177-8045352


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