PM 107 | 21.11.2018
Bericht der Landesbischöfin auf der Synodentagung
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„Miteinander reden und nicht übereinander“
Für eine gerechte Gesellschaft, in der alle die gleiche Würde haben; für einen offenen und respektvollen Dialog sowie für ein klares Einschreiten gegen Diskriminierung spricht sich die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Ilse Junkermann, in ihrem Bericht vor der Landessynode am heutigen Mittwochnachmittag (21.11.) aus.
„Miteinander auf dem Weg bleiben für eine gerechte Gesellschaft, in der alle die gleiche Würde haben“, heißt es in dem Bericht. Von zu vielen werde diese Selbst-Verständlichkeit infrage gestellt – sei es gegenüber Menschen aus anderen Regionen oder Ländern, sei es gegenüber Menschen mit anderer Religion, oder auch „nur“ gegenüber Menschen mit anderer Meinung. „Miteinander reden und nicht übereinander. Respektvoll und nicht voller Hass und Verachtung. Direkt und nicht über Medien. Damit sich bei Menschen nicht weiter so viel Resignation und Wut aufstaut über dem Gefühl, nicht gesehen zu werden, nicht gehört zu werden, nicht wichtig zu sein“, so die Landesbischöfin. „In den Kommentaren im Internet können wir lesen, wieviel Wut und Hass in vielen Menschen steckt und sich Bahn sucht; und dann auch ausbricht und gegen Menschen richtet, mitten auf offener Straße. Es ist wichtig, dass wir hier unsere Stimme klar erheben, insbesondere, wenn unsere jüdischen Mitbürger bedroht werden.“
Schwerpunkt des Berichtes ist eine Auswertung der neuen innerkirchlichen Visitations-ordnung, die 2013 von der Landessynode beschlossen wurde. Diese Ordnung sieht vor, dass Kirchengemeinden und Kirchenkreise regelmäßig von einer Gruppe aus haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden besucht werden, um auf die Situation vor Ort zu sehen und im Gespräch Perspektiven zu diskutieren. Ein wichtiges Ergebnis für die Arbeit in den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen aus der ersten Phase der Visitationen sieht Junkermann darin, sich mehr Zeit für geistliche und inhaltliche Themen zu nehmen. Diese Aufgabe, verbunden mit dem Blick auf die Menschen, dürfe angesichts der strukturellen Aufgaben wie Stellen- und Finanzplanung nicht zu kurz kommen.
Laut Junkermann hat die EKM mit ihrer Visitationsordnung ein Verständnis von Kirche als Gemeinschaft formuliert, „in der alle auf Augenhöhe miteinander auf dem Wege sind“. Das Hören und Wahrnehmen sei wichtiger als das Deuten und Bewerten. So soll „ein kommunikativer Steuerungskreislauf“ im wechselseitigen Aufeinander-Hören, Nachfragen und Schlüsse ziehen zwischen den Leitungen von Kirchengemeinde, Kirchenkreis und Landeskirche in Gang kommen. Damit sollen gemeinsam Perspektiven für die kirchliche Arbeit gesucht werden. „Dazu gehört eine gute Feedback-Kultur, in der klar und wertschätzend zugleich gesprochen wird.“
Wichtig seien dabei folgende Fragen: „Was hat Gott hier vor Ort mit seiner Kirche unter diesen konkret vorfindlichen Bedingungen jetzt vor und wie können wir diesem Auftrag gerecht werden, auch so, dass dieser Dienst noch lebbar und nicht strukturell überfordernd ist? Wie kann diese Frage Vorrang gewinnen oder behalten gegenüber einem institutionenbezogenen Denken, das zu sehr auf Strukturen und weniger auf Menschen schaut?“, so Landesbischöfin Junkermann vor den Synodalen.
Des Weiteren ging Junkermann auf die Bildung von Regionen ein. Dabei müsse der Lebenshorizont der Menschen berücksichtigt werden und es mache keinen Sinn, Gemeinden aufgrund überwiegend finanzieller Anreize zusammenzuschließen. „Soll regionale Zusammenarbeit wachsen, darf zeitnah keine weitere Strukturreform erfolgen, da gerade Entstandenes wieder zerstört wird“, betont die Landesbischöfin. „Eine Region lebt von den Menschen, die sich zusammentun und die eine gemeinsame Vision und eine gemeinsame Zielorientierung verbindet. Verschiedene geistliche Prägungen wirken dabei nicht hemmend, sie sind vielmehr für die Zusammenarbeit in einer Region sogar oft förderlich.“
Am heutigen Abend wird der Haushalt für das Jahr 2019 eingebracht. Die viertägige Synode wird bis Samstag (24.11.) dauern. Beschlussfassungen sind für den Samstagvormittag geplant.
Die Landessynode besteht aus 80 gewählten und berufenen sowie solchen Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie verkörpert die Einheit und Vielfalt der Gemeinden, Kirchenkreise, Dienste, Einrichtungen und Werke im Bereich der Landeskirche. Die Landessynode tritt in der Regel zweimal im Jahr zu mehrtägigen, öffentlichen Sitzungen zusammen.
Hinweise für die Redaktionen:
Die Tagung findet im Landeskirchenamt der EKM in Erfurt statt und ist öffentlich. Den Ablaufplan sowie sämtliche Unterlagen zur Landessynode finden Sie unter:
www.ekmd.de/kirche/landessynode/tagungen/8-tagung-der-ii-landessynode-der-ekm-vom-21-bis-24-november-2018-in-erfurt.html
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