PM 64 | 11.05.2012
Bundeskongress Notfallseelsorge wurde in Erfurt eröffnet

Hilfe für Kinder ist besonders schwierig

Bei jedem zweiten bis dritten Einsatz von Seelsorgern in Deutschland nach Unfällen, Gewaltverbrechen, Suizid und Bränden sind Kinder als Hinterbliebene betroffen. Aus diesem Grund thematisiert der 14. Bundeskongress Notfallseelsorge/Krisenintervention im Erfurter Augustinerkloster die „Psychosoziale Begleitung von Kindern und Jugendlichen in Krisensituatio-nen“. Rund 450 Notfallseelsorger, darunter Psychologen, Rettungsassistenten, Kranken-schwestern, Ärzte, Pfarrer, aber auch Ehrenamtliche aus ganz Deutschland nehmen an dem dreitägigen Kongress im Erfurter Augustinerkloster teil.

„Die Bedeutung der Notfallseelsorge und der Krisenintervention ist durch den zehnten Jahrestag des schrecklichen Amoklaufs am Gutenberg-Gymnasium erneut ins Gedächtnis gerufen worden. Bis heute leiden einzelne Betroffene an den Spätfolgen. Gerade Kinder und Jugendliche benötigen Unterstützung, weil sie selbst kaum Verarbeitungsstrategien entwickeln konnten“, sagte Thüringens Innenminister Jörg Geibert bei der Eröffnung am Vormittag.

In Thüringen ist durch die Zusammenarbeit der Kirchen mit den Rettungs- und Hilfsorganisationen, der Polizei, der Feuerwehr, mit Ärzten und Psychologen sowie lokalen Notfallseelsorge- und Kriseninterventionsvereinen ein nahezu flächendeckendes Netz an Ansprechpartnern der psychosozialen Hilfe entstanden. Mehr als 380 ehrenamtliche Notfallseelsorger leisten in Thüringen rund 500 Einsätze pro Jahr. Bundesweit arbeiten rund 25.000 haupt- und ehrenamtliche Notfallseelsorger in Deutschland, sie leisten rund 11.000 Einsätze.

„Der Umgang mit Kindern und Jugendlichen in der Akutphase eines Notfalls unterscheidet sich eklatant von der Begleitung Erwachsener. Auch die gut ausgebildeten Mitarbeiter kommen in Einsätzen mit Kindern sehr schnell an ihre eigenen Grenzen der Anspannung und Belastbarkeit und haben unendlichen Gesprächsbedarf in der Einsatz-Nachsorge“, erklärte Michael Zippel, Landespfarrer für Polizei- und Notfallseelsorge in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Bereich Thüringen. Für die meisten Helfer sind Einsätze mit Kindern „am schwierigsten“, sagte Prof. Harald Karutz von der Steinbeiß-Hochschule Berlin. Das belegen zahlreiche Studien. „Es gibt unzählige Studien zu den Folgen für die Betroffenen, aber nur wenig sichere Erkenntnisse, wie die Hilfe in der Akutsituation aussehen soll“, so Karutz.

Der dreitägige Bundeskongress bietet bis Sonntag Vorträge und Workshops. Rund 30 Experten sind als Referenten eingeladen. Themen sind u. a. der Umgang mit Medien beim Tod eines Kindes, der Umgang mit Krisen und Notfällen an Schulen, Akuthilfe für Jugendliche in Notsituationen und die Zusammenarbeit mit der Polizei.

RÜCKFRAGEN

Michael Zippel, 0172-4521992

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