PM 63 | 10.05.2012
Tagung befasst sich mit Gegner und Unterstützer der Nationalsozialisten

Ausstellung zu Lothar Kreyssig in Neudietendorf

Um die Frage nach dem Gewissen anhand der Lebensläufe von zwei Christen aus Mitteldeutschland geht es am kommenden Wochenende (11. bis 13. Mai) bei einer Tagung im Zinzendorfhaus Neudietendorf. „Lothar Kreyssig – Walter Grundmann. Zwei kirchenpolitische Protagonisten des 20. Jahrhunderts in Mitteldeutschland“ lautet der Titel der Konferenz, zu der die Evangelische Akademie Thüringen und das Lothar Kreyssig-Ökumene-Zentrum der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) einladen.

Sie gehören einer Generation an, stammten aus derselben Gegend, waren Mitglieder der gleichen Kirche: Lothar Kreyssig und Walter Grundmann. Doch ihre Lebenswege konnten unterschiedlicher kaum sein. Kreyssig widersetzte sich als Jurist den Rechtsbrüchen der Nazis und klagte führende Funktionäre des Mordes an, war aktiv in der Bekennenden Kirche und versteckte Juden. Grundmann entwickelte als führender „Deutscher Christ“ eine völkische Theologie, bereitete Nationalsozialisten den Weg in die Kirche, missbrauchte Evangelium und Recht. Von 1939 bis 1945 leitete er das „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ (genannt „Entjudungsinstitut“) in Eisenach, und entwarf eine „entjudete“ Bibel.

Nach Kriegsende waren beide Männer prägend in ihren Landeskirchen: Kreyssig in der Kirchenprovinz Sachsen und Grundmann in der Landeskirche Thüringen. Lothar Kreyssig gehörte zu den Wegbereitern von „Brot für die Welt“ und erlangte seit 1958 große Bekanntheit als Begründer der „Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste“. Grundmann erfuhr zu DDR-Zeiten Anerkennung als theologischer Lehrer und Publizist. Nachforschungen nach 1989 ergaben, dass er als inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit tätig war.

„Anliegen der Tagung ist es, entlang der Lebenswege dieser Männer zu untersuchen, wie sich Bibel- und Gesellschaftsverständnis gegenseitig beeinflussen und wie sie in ihre Entscheidungen hineingespielt haben. Wie bilden sich in der Spannung von gesellschaftlichem Kontext und individuellem Glauben Moralvorstellungen und Gewissen? Und was bedeutet das für unser Christsein in der heutigen Gesellschaft?“, umschreibt Prof. Michael Haspel, Direktor der Evangelischen Akademie, zentrale Fragen der Tagung.

Begleitend zur Tagung ist bis zum 13. Mai die Wanderausstellung „Lothar Kreyssig (1898-1986) – Richter, Bauer, Kirchenmann“ des Lothar Kreyssig-Ökumene-Zentrums im Zinzendorfhaus zu sehen. Anmeldung: 036202-9843-33, information@zinzendorfhaus.de

Weitere Informationen im Internet: www.ev-akademie-thueringen.de

RÜCKFRAGEN

Prof. Michael Haspel, 0151-12729765; Dr. Hans-Joachim Döring, 0160-96684911

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