PM 176 | 29.11.2012
Die DDR-Kirche aus dem Blick des Westens
BEI RÜCKFRAGEN
Prof. Michael Haspel, 0151-12729765Großes Interesse an Tagung zur deutsch-deutschen Geschichte
Wie wurde „Kirche im Sozialismus“ jenseits der Mauer wahrgenommen? Und wie prägte das die Wahrnehmung der DDR im Westen? Am Freitag und Samstag (30. November und 1. Dezember) findet im Zinzendorfhaus Neudietendorf eine Tagung zu diesem Thema statt. Veranstalter sind die Evangelische Akademie Thüringen und die Universität Leipzig.
Die Veranstalter stellen zahlreiche Fragen wie: War es überhaupt möglich, kirchliches Leben in der DDR von außen realistisch zu erfassen? Wurden die DDR-Kirchen idealisiert, und wurde die Diktatur verharmlost? Die Bilder, die man sich im Westen von den Ost-Kirchen machte, waren vielfältig und reichten von einem „Leben in der Vision des Urchristentums“ bis hin zu „Kirchen als alimentierte Autarkie im Unrechtsstaat“, heißt es in der Ankündigung der Tagung. „Wir beleuchten einen wichtigen Aspekt der DDR-Kirchengeschichte, der für die Beurteilung der DDR insgesamt und der Rolle der evangelischen Kirchen nicht zu unterschätzen ist“, erläutert Akademiedirektor Prof. Michael Haspel. Und weiter: „Uns geht es auch um die Frage, worauf die westlichen Einschätzungen von Kirche in der DDR beruhten: auf Idealisierungen, eigenen politischen Erfahrungen oder kirchlichen Kontakten? Gab es politische Instrumentalisierungen? Und was kann man daraus für den Umgang mit Kirchen in Diktaturen lernen? Möglicherweise gibt es auch Nachwirkungen und Perspektiven, die für die gegenwärtigen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft relevant sind.“
In Vorträgen, Workshops und Zeitzeugengesprächen befassen sich die etwa 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus West und Ost mit diesen Fragen der deutsch-deutschen Kirchengeschichte. Als Zeitzeuge dabei ist unter anderem der in Thüringen geborene und 1954 nach Westdeutschland geflüchtete Hans-Jürgen Röder. Er war ab 1975 Redakteur für die Zeitschrift „Kirche im Sozialismus“ und Reisekorrespondent im Osten Deutschlands. Die Perspektive des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Genf, wird der ehemalige Generalsekretär Dr. Konrad Raiser einbringen.
Weitere Informationen im Internet: www.ev-akademie-thueringen.de