PM 155 | 05.11.2010
Evangelische Kirchengemeinden erinnern an Pogromnacht und Grenzöffnung

Im Friedensgebet wird Kriegsspielzeug zerstört
Gottesdienste, Konzerte, Gesprächsrunden und Gedenkfeiern

Der 9. November wird innerhalb der Evangeli­schen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) als „Tag der Erinnerung und Umkehr“ begangen. Zahlreiche Kirchengemeinden erin­nern mit Gottesdiens­ten, Friedensgebeten, Gedenkfeiern und Aktionen an die Pogromnacht vor 72 Jahren. 1938 hatten die Nationalsozialisten in Deutschland Syn­agogen, Wohn- und Kaufhäuser niedergebrannt sowie Menschen erniedrigt, verhaftet und ermordet.

In Ranis wird am 9. November in der Stadtkirche zu einem Zentralen Friedensgebet mit symboli­scher Zerstörung von Kriegsspielzeug eingeladen (18 Uhr).

Die Erfurter erinnern am 9. November in der Augustinerkirche an die Pogromnacht 1938. Mit da­bei sind Pfarrerin Elfriede Begrich und die Schwestern der Communität Casteller Ring. Der Ar­beitskreis „Erfurter GeDenken 1933–1945“ wird am 9. November die DenkNadel für Dr. Ernst Ehrlich einweihen. Der jüdische Arzt gehörte zu den Männern, die in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 von der Gestapo verhaftet, in der Turnhalle der Humboldtschule misshandelt und dann ins KZ Buchenwald verschleppt worden waren. Im September 1942 kam er in das KZ There­sienstadt und starb dort infolge der unmenschlichen Lebensumstände. Am 13. November findet im Erfurter Predigerkeller ein Benefizkonzert zugunsten des „Erfurter GeDenkens“ statt.

In Erfurt wird außerdem am 9. November (19 Uhr) in der Begegnungsstätte „Kleine Synagoge“ zur Szenischen Lesung mit Musik zum Thema „Erfurter Biographien – Opfer und Täter“ eingela­den. Um 19.30 Uhr beginnt im Pfarrhaus Windischholzhausen ein Gesprächsabend der Jungen Gemeinde zum Thema „Opfer, Täter, Zuschauer – Zivilcourage“.

In Gera wird am 9. November um 16.30 Uhr vor dem Denkmal der einstigen Synagoge in der Schülerstraße in Gera eine Gedenkfeier stattfinden. Um 17 Uhr läuten die Glocken der Trinita­tiskirche, um zu einem ökumenischen Gottesdienst einzuladen. Dabei geht es insbesondere um das Leben von Edith Stein, nach der ein Seniorenheim der Stadt benannt ist. Das Musikprojekt des Evangelischen Jugendhauses Shalom wird den Gottesdienst mit jüdischen Weisen umrahmen.

In Jena lädt die Evangelische Studentengemeinde am 9. November (20 Uhr) zum Gespräch mit der Künstlerin Sibylle Mania über das Denkmal Am Anger 15 ein. Das Motto: „All denen, deren Menschenwürde verletzt wurde, den Verfolgten, die gegen die kommunistische Diktatur aufrecht für Demokratie und Menschenwürde einstanden. 1945-89“. Am 10. November (19.30 Uhr) findet im Romantikerhaus ein Zeitzeugengespräch mit Avital Ben-Chorin aus Jerusalem und Pfarrer Ricklef Münnich statt.

Weitere Gedenkfeiern gibt es am 9. November in Bad Frankenhausen auf dem Jüdischen Friedhof (15.30 Uhr) und in Schmalkalden in der Judengasse an der ehemaligen Synagoge (18 Uhr). Die Weimarer Gedenkfeier beginnt um 18 Uhr am jüdischen Friedhof. Treffpunkt zum Schweigeweg ist 17.40 Uhr am Marstall, Kerzen und Kopfbedeckung sollen mitgebracht werden. Treffpunkt in Eisenach ist um 16 Uhr am Hauptbahnhof. Geplant ist ein Gang zur Synagogengedenkstätte, wo Konfirmanden Rosen ablegen werden. Mit dabei ist Avital Ben Chorin, die ihre Geburtsstadt am 8. und 9. November besucht. Die als Erika Fackenheim 1923 geborene Eisenacherin ging 1936 nach Israel und heiratete dort den berühmten Religionsphilosophen Shalom Ben Chorin.

In Mühlhausen findet bereits heute (5. November, 19 Uhr) in der Synagoge ein Gesprächs- und Filmabend statt. Der Regisseur Gerhard Schick stellt seinen Film „Der Klang der Worte“ über deutschsprachige Exilanten in Israel vor. Am 9. November (19 Uhr) wird in der Synagoge zum Vortrag von Ulrich Sahm (Jerusalem) zum Thema „Antisemitismus gestern – Antisemitismus heute“ eingeladen. Ulrich Sahm ist außerdem am 8. November (19 Uhr) in der Begegnungsstätte Kleine Synagoge Erfurt und am 11. November (19.30 Uhr) in der Nikolaikirche in Eisenach zu Gast.

Vom 4. bis 9. November findet unter dem Motto „Unterwegssein“ in Suhl eine mehrtägige Kunst­aktion mit Workshops und einer Gesprächsrunde statt. Mit dabei sind zwei jüdische Künstlerin­nen: Anna Adam (Bildende Künstlerin und Bühnenbildnerin) sowie Jalda Rebling (Kantorin und Sängerin). Am 9. November wird ab 8.30 Uhr ein Kunstobjekt in der Galerie im Concresszentrum präsentiert. Außerdem beginnen parallel laufende Workshops zu Lebenswegen von Juden in Deutschland vor und nach dem Holocaust. Um 16 Uhr wird zur Gedenkfeier an der Stele am Standort der ehemaligen Synagoge in Suhl eingeladen. Um 17 Uhr findet im Oberrathaussaal eine Gesprächsrunde zum Thema statt.

Einige Kirchengemeinden erinnern auch an die Bedeutung des 9. November in der Zeit der friedli­chen Revolution in der DDR. So wird in Altenburg am 9. November (18 Uhr) in die Brüderkirche zum Ökumenischen Gottesdienst aus Anlass des 20-jährigen Jubiläums des frei gewählten Stadt­rates eingeladen.

In Sonneberg findet am 12. November (19.30 Uhr) in der Stadtkirche St. Peter ein Vortrag zum Tag der Grenzöffnung am 12. November 1989 statt. Dazu laden die Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Neustadt und Sonneberg gemeinsam ein.

Veranstaltungen zur Erinnerung an die Pogromnacht in Thüringen: Veranstaltungen.pdf (Dateigröße 70 KByte)

RÜCKFRAGEN

Susanne Sobko, 0162-2048755

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