PM 155 | 26.10.2012
Evangelische Kirchengemeinden in Thüringen feiern Reformationstag

Kantate nach Martin Luther und Karl May, neuer Barockdichtergarten

Der Reformationstag am 31. Oktober wird von den Gemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) mit Gottesdiensten, Konzerten, Vorträgen, Wanderungen, Theaterspiel und Festen gefeiert. Im Wanderslebener Pfarrhof wird ein Barockdichtergarten eingeweiht. Auch ökumenische Projekte sind geplant, beispielsweise in Erfurt der Kanzeltausch eines evangelischen und katholischen Pfarrers sowie die Predigt eines katholischen Theologieprofessors über ein Luther-Lied. Landesbischöfin Ilse Junkermann ist Gast bei der Eröffnung der Ausstellung „Frauen der Reformation…!“ in der Marktkirche in Halle/Saale.

Ein außergewöhnliches Chorsinfonisches Konzert zum Reformationstag wird in der Stadtkirche St. Bartholomäus in Pößneck angeboten (17 Uhr). Neben Werken von Bach und Mozart wird hier eine Kantate nach Worten von Luther, Karl May und der Bibel in Anwesenheit des Komponisten Andreas Willscher uraufgeführt. Mitwirkende sind Solisten, die Kantorei der Stadtkirche Pößneck und die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg. In Weimar wird zu einem Kantatengottesdienst mit Kantaten zu Lutherliedern eingeladen (10 Uhr, Jakobskirche). Außerdem spielen die Organisten Katharina Rau und Hans Christian Martin bei einem Konzert in der Schlosskirche Ettersburg vierhändige und vierfüßige Orgelmusik (16 Uhr). Innerhalb der Reihe „Eisenacher Predigten zur Lutherdekade“ predigt Bischof i.R. Prof. Dr. Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland von 2003 bis 2009, im Festsaal der Wartburg (18 Uhr). Außerdem wird in der Eisenacher Georgenkirche zu einem Konzert mit der Mitteldeutschen Barock-Compagney eingeladen (16 Uhr).

In Altenburg findet am Vorabend des Reformationstages ein Konzert mit Traummelodien von Richard Claydermann statt (30. Oktober, 19.30 Uhr, Schlosskirche). Am Reformationstag ist zunächst ein Kantatengottesdienst geplant (10 Uhr), am Abend wird zum öffentlichen Jahresempfang der Kirchengemeinde eingeladen (18 Uhr, Brüderkirche). Zum Programm gehört eine kommentierte musikalische Einführung unter dem Titel „Am Wendepunkt der Moderne - Spalatin spricht mit Max Reger“ mit Bernhard Stengele, Schauspieldirektor am Landestheater Altenburg/Bühnen der Stadt Gera, und Dieter Pakusch, international tätiger Organist und Pianist. Den Festvortrag zum Thema „Reformation und Toleranz?“ hält Siegfried T. Kasparick, Beauftragter der Landesbischöfin für Reformation und Ökumene.

Im Lutherstammort Möhra findet das Pummpälzfest mit Wanderungen, Nordic Walking-Touren und Reformationsmarkt statt. In der Lutherkirche wird zum „Kirchglockenläuten“, verschiedenen Konzerten und einem Festgottesdienst mit Orgel- und Posaunenmusik eingeladen. Außerdem bieten Lutherfinder Führungen durch die Kirche an. Zum weiteren Programm gehören Attraktionen für Kinder, Fahrten mit der Postkutsche, Theater-Aufführungen und die Präsentation der Ausstellung „Martin Luther und seine Zeit“. Das Reformationsfest im Kirchspiel Krölpa beginnt mit einer Andacht (10 Uhr), anschließend ist eine gemeinsame Wanderung geplant. Luther-Choräle sind in der Jenaer Stadtkirche zu hören (19.30 Uhr). In Ohrdruf spielen Peter Henning Haischer (Oboe) und Marco Klemme (Orgel) in einem Konzert (17 Uhr). In der Kirche Eisfeld wird zum Konzert zur Erinnerung an den in Eisfeld geborenen Thomaskantor Georg Rhaw im Rahmen des Lutherdekaden-Themenjahres „Reformation und Musik“ eingeladen (9.30 Uhr).

Das Erfurter Augustinerkloster hat als bedeutsamer Lutherort zum Reformationstag ebenfalls ein abwechslungsreiches Programm im Angebot. Beginn ist um 9.30 Uhr mit einem Kantatengottesdienst mit Musik von der Augustinerkantorei, dem Andreas Kammerorchester und Solisten unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Dietrich Ehrenwerth. Jeweils um 13, 14 und 15 Uhr wird zu Führungen eingeladen, in der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums sind anlässlich des Themenjahres „Reformation und Musik“ Gesangbücher und Musikalien ausgestellt. Eine Spezial-Klosterführung zur Reformationsgeschichte wird um 14 Uhr angeboten. Um 16 Uhr gibt es einen Vortrag „Worte, die geben das Leben – Grundgedanken von Luthers Theologie im Johannesevangelium neu entdeckt“ mit Pfarrer Dr. Matthias Rein. Mit einem Orgelkonzert mit Ekkehard Fellner (17.15 Uhr, Augustinerkirche) sowie einem Ökumenischen Abendgebet (18 Uhr) mit der Predigt des katholischen Theologieprofessors Claus-Peter März über das Luther-Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ endet das Programm.

Ebenfalls in Erfurt wird zum Kanzeltausch eingeladen: Der katholische Pfarrer Wigbert Scholle predigt in der evangelischen St. Thomas-Kirche, Pfarrer Andreas Lindner in der katholischen Crucis-Kirche. Im Wanderslebener Pfarrhof wird der Barockdichtergarten zum Menantes-Dichterweg eingeweiht. Das regionale Reformationsfest im Unstrut-Hainich-Kreis findet in diesem Jahr in Kirchheilingen statt. Neben einem Gottesdienst und dem gemeinsamen Kaffeetrinken gehört ein Vortrag zu einem Hilfsprojekt für Waisenkinder in der Ukraine zum Programm. Im Kloster Volkenroda findet unter dem Motto „Finito!“ der Ökumenische Abschluss der Saison mit einem Gottesdienst im Christus-Pavillon statt (15 Uhr). Am Ende werden die Tore des Pavillons bis zum Frühjahr verschlossen.

Hintergrund Reformationstag:
Laut Überlieferung soll der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am Tag vor Allerheiligen im Jahr 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg 95 Thesen zu den Themen Ablass und Buße angeschlagen haben, um eine akademische Diskussion darüber herbeizuführen. Damit leitete er die Reformation ein. Im Kern bestritt er die herrschende Ansicht, der Ablass sei die Voraussetzung, den Menschen von der Sünde zu erlösen.

Die Reformation hatte weitreichende Folgen. So ist es gemäß dem „Priestertum aller Gläubigen“ für evangelische Gemeinden selbstverständlich, dass auch Laien nach einer Ausbildung Gottesdienste halten können sowie Mitglied der Kirchenleitung sind. Außerdem werden Frauen zu Pfarrerinnen ordiniert. Unmittelbar mit der reformatorischen Bewegung ist das evangelische Pfarrhaus entstanden und Pfarrer gründeten Familien. Luther hatte selbst durch seine Heirat mit Katharina von Bora das Ende des Zölibates für die evangelischen Geistlichen eingeleitet. Weltlichen Bezug erlangte Luthers Wirken, indem er dafür gesorgt hatte, dass Kommunen eigene Sozialhaushalte bekamen.

RÜCKFRAGEN

Susanne Sobko, 0162-2048755

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