PM 88 | 07.06.2005
Herbstsynode diskutiert Föderation kontrovers
Synode diskutiert kontrovers Föderation mit Kirchenprovinz Sachsen
Landesbischof Kähler: „Ohne eine Lösung des Erfurtproblems ist die Föderation für mich nicht denkbar“
„Wenn wir gehen, wollen wir alle mitgehen“, formulierte Peter Taeger, Pfarrer im südthüringischen Schweina und Mitglied der Landessynode in Anspielung auf das Motto des Föderationsprozesses „Wir geh’n zusammen“ den Anspruch eines breiten Konsens für die Föderation mit der Kirchenprovinz Sachsen. Im Fortgang der vom 13. bis 16. November in Eisenach tagenden Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen wurde die geplante Föderation mit der Kirchenprovinz Sachsen diskutiert. Zahlreiche der 66 Kirchenparlamentarier äußerten kritische Anfragen, Ängste und Bedenken zu den vorgelegten Föderationsplänen aber auch mit der Föderation verbundene Hoffnungen.
So verlangten mehrere Kirchenparlamentarier nach einer verbindlicheren Perspektive für die Anpassung der landeskirchlichen Grenzen an die Ländergrenzen von Thüringen und Sachsen-Anhalt. Im Blick auf die zur Kirchenprovinz gehörende Propstei Erfurt-Nordhausen wurde unterstrichen, daß der Thüringer Bischof alle evangelischen Christen in Thüringen vertreten müsse. Hierzu betonte Landesbischof Christoph Kähler: „Ohne eine Lösung des Erfurtproblems ist die Föderation für mich nicht denkbar. Wir brauchen eine gemeinsame Verständigung über die Belange der evangelischen Christen im Freistaat Thüringen.“
Die Auswirkungen der Föderation auf die Gemeinden vor Ort schätzten die Synodalen als gering ein. Chancen ergäben sich immerhin, wenn mit der Bündelung der Potentiale beider Kirchen der Service für Kirchgemeinen verbessert werden könne. Vor dem Hintergrund der ab 2008 greifenden gemeinsamen Finanzverantwortung allerdings warf Martin Schäfer, Pfarrer aus dem ostthüringischen Weida, unter anderem die Frage auf, ob angesichts der größeren Zahl der Kirchen der Kirchenprovinz Sachsen die Baulast auch auf die Mittel zur Erhaltung der Kirchen der Thüringer Landeskirche durchschlage. Die provinzialsächsische Kirche hat 2.300 Kirchen und Kapellen, die Thüringer Landeskirche 1.500. „Hier sind“, so Landesbischof Kähler, „ganz klare Vereinbarungen zu treffen“. Es seien Differenzierungen notwendig. Nicht alles könne zentral und in gleicher Weise gefördert werden.
Auf Bedenken, ob angesichts der vorgesehenen Doppelstrukturen die erhofften Einspareffekte tatsächlich eingelöst werden können, kündigte Landesbischof Christoph Kähler an: „Wir werden an mehreren Stellen unsere eigene Verwaltung in Frage stellen.“
Am Nachmittag soll die Beratung des „Architektenplanes“ für die Föderation in den Ausschüssen fortgesetzt werden.
Nach dem vorgelegten Föderationsvertrag, über den die Landessynoden beider Kirchen Ende März 2004 endgültig entscheiden werden, soll die Föderation in zwei Phasen verwirklicht werden. So sollen bereits sechs Monate nach den Beschlüssen eine Gesamtsynode und eine gemeinsame Kirchenleitung gebildet werden. Bis 2008 sollen eine gemeinsame Kirchenverfassung ausgearbeitet und die jeweilige Kirchenverfassung der beiden Kirchen abgelöst werden. Ab 2008 soll zudem die Finanzhoheit der Teilkirchen auf die Föderationskirche übergehen.
Hinweise für die Redaktionen: Die Tagungsunterlagen, Pressemeldungen sowie einen Ablaufplan der Synode finden Sie im.
Am morgigen Samstag stehen Beschlüsse zu Finanz- und Personalfragen und zu den „Leitlinien kirchlichen Lebens“ auf der Tagesordnung der Landessynode.
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