PM 43 | 05.05.2010
Jubiläumsprogramm: Vor 200 Jahren fand das erste deutsche Musikfest statt

Im Festgottesdienst erklingt evangelische Messe von Thomas Müntzer

Mit einem Gottesdienst beginnt am 16. Mai um 10 Uhr in Bad Frankenhausen das Jubiläumsprogramm des ältesten Musikfestes in Deutschland. Dabei werden außergewöhnliche Werke zu hören sein wie eine Messe von Thomas Müntzer. Prediger ist Reinhard Werneburg, Regionalbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Der Landeskirchenchortag der EKM und die Aufführung des Oratoriums „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn sind weitere Höhepunkte im Jubiläumsjahr. Zum Abschluss am 19. September konzertiert der Leipziger Thomanerchor. Veranstalter ist die Evangelische Kirchgemeinde in Zusammenarbeit mit der Stadt. Eingeladen wird wie vor 200 Jahren in die Unterkirche in Bad Frankenhausen.

Die Tradition der Musikfeste entstand in England im 18. Jahrhundert. Sänger, Musiker und Musikliebhaber trafen sich für mehrere Tage zum gemeinsamen Musizieren. Eine große Rolle spielte auch das gesellige Beisammensein. In Deutschland wurde diese Idee erstmals im Jahr 1810 von dem Kantor Georg Friedrich Bischoff umgesetzt. Er hatte in der Unterkirche in Bad Frankenhausen unter anderem Haydns „Schöpfung“ aufgeführt. Aus Gotha und Sondershausen kamen die Hofkapellen, Instrumentalisten und Sänger reisten aus ganz Deutschland an.

„Es grenzt an ein Wunder, was der tatendurstige Kantor in dem kleinen Städtchen auf die Beine gestellt hat. Und das ohne Auto, Telefon, Fax und Internet!“, schwärmt Gisela Göttsching, Organisatorin des Musikfestes. Damit meint sie nicht nur die musikalische Herausforderung – so mussten beispielsweise die Pferde der zweihundert Mitwirkenden versorgt werden. Damals schrieb Ernst Ludwig Gerber, Verfasser des ersten deutschen Tonkünstlerlexikon: „...ein Fest, ebenso merkwürdig durch die sehr glücklich überwundenen mannigfachen Schwierigkeiten bei Veranstaltungen als durch den hohen Grad der Vortrefflichkeit, mit der auf Tausende von Zuhörern gewirkt wurde. Da von einer Landstadt Thüringens die Rede ist, in der sich das Musikpersonal einzig auf den Stadtmusikus nebst seinen Gehülfen und das etwaige Singchor beschränkt, so muß die Verwunderung über die Möglichkeit eines solchen Unternehmens hoch steigen.“

In dem Festgottesdienst singt der Kirchenchor unter anderem die einzige überlieferte Komposition von Georg Friedrich Bischoff. Statt der Liturgie erklingt die deutsche evangelische Messe von Thomas Müntzer. Der Autor sah sie als einen wichtigen Beitrag zur Reformation: Damit das Volk die Messe versteht, hatte er den lateinischen Text übersetzt und geändert. Ähnlich den gregorianischen Gesängen wird die Messe nur von Männern gesungen. Der Posaunenchor aus Oldisleben und Kantor Andreas Fauss sorgen für die weitere musikalische Umrahmung des Gottesdienstes.

Am 16. Mai um 15 Uhr wird im Regionalmuseum im Festsaal eine Sonderausstellung eröffnet. Themen sind die Musikfeste in Bad Frankenhausen sowie die deutschlandweiten Auswirkungen der Arbeit von Georg Friedrich Bischoff.

RÜCKFRAGEN

Gisela Göttsching, 034671-54033

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