PM 45 | 04.04.2012
Kirche in Walldorf soll wieder aufgebaut werden
BEI RÜCKFRAGEN
Susanne Sobko, 0162-2048755Anteilnahme der Landesbischöfin
Taufen zu Ostern sollen trotzdem stattfinden
Die bei einem Brand am gestrigen Dienstagnachmittag (3. April) zerstörte evangelische Kirche der Gemeinde Walldorf bei Meiningen soll nach dem Wunsch der Kirchengemeinde und ihres Pfarrers schnellstmöglich wieder aufgebaut werden. Fest steht inzwischen, dass der teilweise erhalten gebliebene Kirchturm nicht abgerissen werden muss. Für das kirchliche Leben gibt es zunächst mehrere Ausweich-Möglichkeiten. Der Oster-Gottesdienst mit mehreren Taufen wird vermutlich in der Nachbarkirche in Melkers stattfinden. Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), hat der Kirchengemeinde ihre Anteilnahme versichert.
„In Gedanken bin ich bei der Gemeinde in Walldorf“, betont Ilse Junkermann. „Über Jahre hinweg haben die Menschen ihre Kirche mit viel Mühe saniert. Gestern mussten sie mit ansehen, wie ihre Kirche in Flammen aufging. Mit ihnen bin ich froh, dass dabei kein Mensch zu Schaden gekommen ist. Und ich wünsche der Gemeinde den Trost, dass die Flammen ihre Gemeinschaft nicht zerstören können. Ich bin mit meinen Gedanken und in meinem Gebet in dieser Passionswoche besonders bei ihnen“, so die Landesbischöfin.
„Für uns war das gestern ein Riesen-Schock, viele Tränen sind geflossen“, berichtet der Walldorfer Pfarrer Heinrich Freiherr von Berlepsch. Die Kirche war von der Gemeinde mit viel Aufwand und Eigeninitiative saniert worden. „Die Auferstehung, die wir Ostern feiern, hat für uns in diesem Jahr eine besondere Bedeutung“, so der Pfarrer, der seit 27 Jahren in Walldorf ist. Er will alles dafür tun, dass seine Gemeindeglieder wieder optimistisch in die Zukunft blicken können. Dazu gehören für ihn die ersten Pläne zum Wiederaufbau. „Die Kirchenburg ist das Wahrzeichen von Walldorf, selbst im Ortsnamen taucht sie auf. Für uns gibt es keine Alternative zu einem Wiederaufbau“, so der Pfarrer.
„Das Äußere soll sich nach der bisherigen Optik richten, das bekommen wir garantiert wieder hin. Im Innenraum ist eine Kombination mit modernen Elementen denkbar“, sagt Freiherr von Berlepsch. Nun hofft er darauf, dass der vom Brand teilweise verschont gebliebene Kirchturm schnellstmöglich gesichert werden kann. Bis dahin sind drei benachbarte Häuser gesperrt, darunter das Wohnhaus des Pfarrers.
Die für den Festgottesdienst am Ostermontag geplanten vier Kinder-Taufen sollen trotz des Brandes stattfinden. „Neben allen Aufgaben muss Zeit dafür sein, denn Taufen sind das Wichtigste für eine Kirchengemeinde“, betont der Pfarrer. Die Taufschale muss er sich bei Kollegen ausborgen – bei dem Brand wurde im Kirchenschiff alles zerstört.
Als vorübergehenden Gottesdienst-Ort für die Walldorfer gibt es zum einen die Kirche im anderthalb Kilometer entfernten Melkers, für die Freiherr von Berlepsch mit zuständig ist. Außerdem wird der Pfarrer die ursprünglich alle vierzehn Tage stattfindenden Gottesdienste im Walldorfer Pflegeheim voraussichtlich an jedem Sonntag halten. Das Kirchgemeindehaus kann längerfristig wegen der Nähe zum Kirchturm nicht genutzt werden.
Das Feuer in der Kirche brach am Dienstagnachmittag aus. Zur Brandursache ist der Gemeinde bisher nichts bekannt. Der Innenraum des Kirchenschiffs und dessen Dach verbrannten komplett, auch der Kirchturm wurde stark in Mitleidenschaft gezogen.
Hintergrund zur Kirche:
Die heutige Walldorfer Kirchenburg wurde schon lange vor ihrer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 982 in einer Schenkungsurkunde an die Kirche des heiligen Apostelfürsten Petrus zu Aschaffenburg als Königshof gegründet. Im Jahr 1008 übernahm das Bistum Würzburg den Ort mit seinem Burgberg. Die Würzburger bauten die Wehranlage aus und gestalteten sie zur bischöflichen Festung um. Man errichtete eine erste Kapelle, der später eine Kirche folgte. Zur eigentlichen Kirche wurde die Anlage erst im Spätmittelalter. Das Kirchengebäude wurde im Jahr 1587 errichtet, 1634 bis auf das Mauerwerk zerstört, und im Zeitraum von 1648 bis 1651 neu hergerichtet.
Aus dem späten Mittelalter stammt wahrscheinlich auch der Turm der Kirche, der ursprünglich als Bergfried einer Burganlage errichtet worden war.