PM 175 | 03.12.2010
Landesbischöfin trifft Kinderbischöfe

Neuwahl am Nikolaustag in Ottstedt in Thüringen
Kinderbischof darf in Kommune und Kirchengemeinde mitbestimmen

Am kommenden Montag (6. Dezember) steht in Ottstedt bei Magdala (Kreis Weimarer Land) die Wahl des Kinderbischofs an. Seit elf Jahren wird dieser Brauch immer am Nikolaustag durchgeführt. In diesem Jahr ist Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), zu Gast. Der neue Kinderbischof kann dann ein Jahr lang in Kommune und Kirchengemeinde mitbestimmen, indem er sich gegenüber Pfarrer, Bürgermeister und Stadträten für die Interessen der Kinder des Ortes einsetzt. Er wird zu Sitzungen von Gemeindekirchenrat und Stadtrat sowie Neujahrsempfängen eingeladen, und er tritt in der Öffentlichkeit, in Zeitungen und im Radio auf.

Beginn ist am Montag um 17 Uhr mit einer Andacht in der Nikolaikirche des Ortes. Im Gedenken an den Heiligen Nikolaus werden Lieder gesungen und ein Schattenspiel über die Legende ist zu sehen. Danach schließt sich die Wahl mit einem Grußwort der Landesbischöfin an.

Den Brauch hat Pfarrer Martin Krautwurst in Ottstedt eingeführt. „Ich finde die Meinung von Kindern sehr wichtig. In Kommunen und Kirchengemeinden gibt es viele Entscheidungen, die Kinder betreffen, und da sollten sie mitbestimmen können“, sagt der Pfarrer. Im Moment gibt es gleich drei Kinderbischöfe, denn bei der vorigen Wahl hatten sich die Kinder nicht auf einen Kandidaten einigen können. „Mitra, Bischofsornat und Hirtenstab wurden aufgeteilt. So einfach kann das Teilen von Macht sein“, schwärmt Krautwurst.

Die Thüringer Kinderbischöfe haben in den vergangenen Jahren viel erreicht. So wurde im Pfarrgarten in Magdala ein Kinderspielplatz eingerichtet, die Straßenbeleuchtung auf dem Schulweg verändert und ein Zebrastreifen vor der Grundschule durch eine Ampel ersetzt. Außerdem konnten Sportgeräte angeschafft werden. Auch Terminabsprachen für Kinderkreise und Freizeiten finden mit den Amtsinhabern statt. Spendenprojekte gehören ebenfalls zu den Aktivitäten der Kinderbischöfe, beispielsweise für Waise in der strahlenverseuchten Region um Tschernobyl, für afrikanische Kinder oder aktuell für eine Integrative Schule in Weimar.

Die Ottstedter werben dafür, dass die Wahl eines Kinderbischofs auch in anderen Gemeinden eingeführt wird. „Die Kinderbischöfe sind Sprachrohr für das Kindsein in einer Gesellschaft, die nur noch leistungs- und ergebnisorientiert ausgerichtet ist. Die Kinder fühlen sich wieder ernst genommen und haben ihren Stellenwert. Zugleich lernen sie, Verantwortung für andere wahrzunehmen sowie eigene Wünsche zu artikulieren und umzusetzen“, so der Pfarrer.

Hintergrund:
Die Wahl des Kinderbischofs ist keine neue Idee des Magdalaer Kirchspiels, sondern geht auf eine sehr alte Tradition zurück. In den mittelalterlichen Dom-, Stifts- und Klosterschulen und Kirchen mit dem Patrozinium des Hl. Nikolaus war der 6. Dezember Hochfeiertag. Nikolaus von Myra war der Patron der Schüler. Schon Erasmus von Rotterdam hatte das Amt inne.

Im 16. Jahrhundert geriet die Tradition in Vergessenheit. Die letzten Spuren finden sich 1634 in Jena und 1774 in der Schweiz. 1900 wurde die Tradition erstmals in Fribourg und 1978 in Luzern wieder neu belebt, und seit einigen Jahren auch in Deutschland. Am bekanntesten ist die Wahl in Hamburg, doch während sich die Amtszeit dort auf die Zeit vom 6. Dezember (Nikolaustag) bis zum 28. Dezember (Tag der unschuldigen Kinder) begrenzt, regiert der Kinderbischof in Thüringen über ein ganzes Jahr lang.

Weitere Informationen im Internet: www.kirche-magdala.de

Hinweis an die Redaktionen: Anbei finden Sie eine Bilddatei der amtierenden Kinderbischöfe Luca Kotzur, Julia Förster und Magdalena Krautwurst (v. l.).

Download
kinderbischoefe_ottstedt.jpg
(Dateigröße 807 KByte)

RÜCKFRAGEN

Martin Krautwurst, 036454-59882 oder 0172-7949792

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