PM 159 | 06.11.2013
Martinsfest mit Reitern, Schalmeien, Feuer und Teilen von Gebäck
BEI RÜCKFRAGEN
Susanne Sobko, 0162-2048755In Magdala kommt das Pferd mit in die Kirche
An den kommenden Tagen feiern zahlreiche Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) das Martinsfest. Viele Christen treffen sich bereits am 10. November, an dem Martin Luther im Jahr 1483 geboren wurde. Der 11. November wird als Tauf- und Namenstag Luthers gewürdigt. Gleichzeitig erinnert dieser Tag an den Heiligen Martin, der Bischof von Tours war. Die Bräuche zum Martinstag sind regional verschieden. Meist ziehen Kinder nach Einbruch der Dunkelheit mit Laternen durch die Straßen und singen Martinslieder. Die Umzüge haben eine symbolische Bedeutung: Sie bringen Licht in die Dunkelheit, ebenso wie barmherziges Verhalten Hilfe bringt. Oft werden Martinshörnchen, Martinsbrezeln oder Weckmänner geteilt, um an die Hilfsbereitschaft des Heiligen Martins erinnern. In einigen Orten brennen Martinsfeuer, Musiker und Reiter begleiten die Umzüge.
Als Besonderheit findet in Eisenach ein „Heischegang“ statt: Kinder verkleiden sich als Märzemännchen und ziehen von Haus zu Haus. Mit gereimten Sprüchen bitten sie um milde Gaben, die sie meist in Form von Süßigkeiten erhalten. Der Brauch ist auf die Schulzeit Martin Luthers in Eisenach zurückzuführen. Als Kurrende-Sänger zog der Lateinschüler durch die Straßen, um mit Ständchen vor den Häusern um Spenden zu bitten und so seine Gasteltern zu bezahlen. Zum ökumenischen Martinsfest zur Erinnerung an Martin von Tours und Martin Luther laden die evangelische und katholische Kirchengemeinde Eisenach am 10. November ein. Beginn ist um 16.30 Uhr auf dem Markt, von dort führt der Laternenumzug zum Karlsplatz, angeführt von Martin auf einem Pferd. Zur abschließenden Andacht am Lutherdenkmal musizieren die Eisenacher Kurrende und der Posaunenchor.
Als einmalig in Deutschland vermutet Pfarrer Martin Krautwurst aus Magdala den Brauch seiner Kirchengemeinde, wonach ein Pferd den Heiligen Martin in die Kirche bis zu den Altarstufen bringt. Nach einer Andacht mit Martinslegende und Gänsespiel führt der Reiter den Laternenumzug durch die Stadt bis in den Pfarrgarten zum Martinsfeuer. Geteilt wird in Magdala nicht nur die Martinswaffel sondern auch Geld: Die Kollekte ist bestimmt für Stipendien für Jugendliche aus Weißrussland. Auch in Bucha erwartet die Kinder eine Andacht mit Martinsspiel und Lampionumzug durch den Ort. In Milda ist eine Martinsandacht mit Singspiel der „Kneippzwerge“ (Kinder aus dem Kindergarten) geplant.
Evangelische und katholische Christen laden in Jena zur gemeinsamen Martinsfeier ein. Schüler des Christlichen Gymnasiums führen das Martinsspiel auf, die Kinderkantorei St. Michael sorgt für die musikalische Gestaltung. Nach dem traditionellen Umzug werden zu den Klängen des Jenaer Posaunenchores Martinshörnchen geteilt.
In Ranis beginnt das ökumenische Martinsfest am 10. November um 17 Uhr am Kinder- und Jugendheim. Nach einem von Posaunenmusik gestalteten Auftakt geht es in einem bunten Laternenumzug durch die Stadt zur Burg. Zwei Reiter setzen die Martinslegende in Szene. Auf der Burg klingt das Fest mit dem Martinsfeuer und dem Teilen der von Kindern und Jugendlichen gebackenen Martinshörnchen aus.
In Erfurt hat der Martinstag eine besondere Bedeutung: Der heilige Martin von Tours ist Stadtpatron und Martin Luther hat in der Stadt gelebt. Am 10. November wird um 10 Uhr der Martinimarkt mit Evangelischem Posaunendienst, Ökumenischer Andacht, Szenischem Spiel und symbolischer Mantelübergabe eröffnet. Anschließend folgt ein Bühnenprogramm, an den Marktständen gibt es unter anderem Martinsgänse, -hörnchen und -laternen. Um 17.15 Uhr wird auf der Marienwiese das Martinsspiel aufgeführt, anschließend geht der Umzug mit St. Martin und seinem Pferd auf den Domplatz zur ökumenischen Martinsfeier mit tausenden Erfurtern und Gästen (18 Uhr). Um 16.45 Uhr beginnt in der Augustinerkirche eine Martinsfeier für Kinder und Familien, um 19 Uhr schließt sich im Kreuzgang des Klosters das Martinslieder-Singen mit dem Posaunenchor bei Glühwein und Martinshörnchen an. Um 19.30 Uhr wird im Lutherfestsaal zu „Luthers Tafelrunde“ mit Musik von Klara vom Querenberg und Texten eingeladen.
Mit Schalmeien wird der Lichterzug der Kinder aus Bernsgrün (Landkreis Greiz) am 10. November begleitet. Sie treffen sich zunächst um 17 Uhr an der Kirche, anschließend laufen sie zum Kindergarten-Vorplatz, wo Würstchen am Feuer gebraten werden.
In Suhl findet erstmals ein ökumenischer Kindertag zum Martinsfest statt. Eingeladen sind alle Kinder im Alter von 6-12 Jahre. Gemeinsam können sie singen, spielen, basteln und die Martinsfeier vorbereiten. Am Nachmittag sind zum gemeinsamen Kaffeetrinken auch die Familien eingeladen. Die Martinsfeier am 10. November beginnt um 17 Uhr an der Katholischen Kirche. Von dort geht es mit Lampions zur Kreuzkirche, wo Kinder die Martinsgeschichte spielen werden. Als Zeichen des Teilens in der heutigen Zeit werden die mitgebrachten Päckchen für "Weihnachten im Schuhkarton" eingesammelt. Anschließend führt der Umzug zum Marktplatz, wo Martinshörnchen geteilt werden.
Hintergrund:
Martin Luther wurde am 10. November 1483 geboren und am 11. November getauft. Vom Heiligen Martin sind zahlreiche Legenden überliefert. Die bekannteste Geschichte handelt davon, dass er als Soldat der Kaiserlichen Garde an einem Winterabend in Amiens einem frierenden Bettler begegnet ist. Darauf stieg er von seinem Pferd, teilte den Mantel mit dem Schwert und beschenkte den Bettler mit einer Hälfte. In der Nacht erschien ihm Jesus im Traum. Er war in die Mantelhälfte des Bettlers gehüllt und sagte: „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Der Soldat ließ sich nach diesem Erlebnis taufen und schloss sich Ordensbrüdern an. Später berief man ihn zum Bischof von Tours. Er kümmerte sich besonders um Kranke und Aussätzige.