PM 131 | 21.08.2019
Regionalbischöfin ruft zum Engagement gegen Missstände auf
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- Rede Friederike Spengler zur Ausstellungs-Eröffnung in Gera - (21.08.2019 / 21 KB)
Erinnerung an Mauerfall vor 30 Jahren als Mahnung für die heutige Zeit
Zur Vernissage einer Ausstellung zum Thema „Opposition + Widerstand in der DDR“ in Gera ruft Pröpstin Friederike Spengler dazu auf, auch heute wieder engagiert für Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden für alle Menschen einzustehen. „Wir müssen neu und immer wieder für das einstehen und aufstehen, was wir für richtig halten, woran wir glauben und was wir mit in die Zukunft nehmen wollen“, sagt die Regionalbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) für den Propstsprengel Gera-Weimar angesichts der nach der Vernissage folgenden Konzertlesung „Wieder stehen“ von Stephan Krawczyk. „Das höre ich als Aufgabe für uns. Für heute. Kein historischer Rückblick allein, wie der, den die Ausstellung uns in hervorragender Weise bietet, sondern ein Blick auf Heute, Morgen und Übermorgen. Ich wünsche dieser Ausstellung, dass sie uns als Betrachter ermutigt und bestärkt, wieder auf-zu-stehen“, so Friederike Spengler:
Die Ausstellung anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls wird heute um 18 Uhr in der St. Johanniskirche eröffnet. „Die Träume und Ziele, dass unsere Kinder einmal frei aussprechen können, was sie denken und dafür keine Nachteile in Bildung und Berufswahl, geschweige denn in ihrem freiheitlichen Leben in Kauf nehmen müssen, sind in Erfüllung gegangen. Gott sei Dank!“, heißt es im Grußwort der Pröpstin. „Heute stehen vor uns und der Generation unserer Kinder neue Themen, die uns zu Aufgaben werden müssen. Und genau da setzt der Wert des historischen Rückblicks auf die Geschichte von Opposition und Widerstand erneut und nun in die Zukunft gerichtet ein: Dort, wo Menschen in Geist, Wort und Tat aufgestanden sind, haben sich die Verhältnisse verändert. Wo der Mensch betet, hofft, redet und tut, was dem Mitmenschen dient, erfährt er Freiheit.“
Weiter heißt es: „Das lehrt mich die Geschichte: die Macht der Minderheit, der Schwachen, der Wehrlosen liegt in ihrem Zusammenhalt, in ihrer Solidarität untereinander, in dem Bewusstsein, dass es nur Gerechtigkeit und Freiheit und Frieden geben kann, wenn diese für alle gelten“. Dies sei die Kraft, die 1989 hinter dem Ruf „Wir sind das Volk!“ stand und „letztlich aus dem Tropfen Wasser auf den Stein den Strom machte, der Mauern einstürzen ließ“.
Das Thema „Opposition und Widerstand in der DDR“ kommentiert sie mit: „Da schwingen Ereignisse von mindestens drei Generationen zwischen 1949 und 1989 mit. Jede hatte und hat ihre eigene Geschichte und doch eine gemeinsame“. Für jede Jahreszahl gebe es ein „Vorher“ und ein „Danach“. Sie erinnert an den „Prager Frühling“ und seine Auswirkungen auf das Leben im Osten Deutschlands und vorhergehend an den 17. Juni 1953 mit Verhaftungen und Verurteilungen von bis zu 15 Jahren Zuchthaus, Todesurteilen und deren Vollstreckung, an Bilder von auffahrenden Panzern, das blutige Niederknüppeln und das Agieren der Polizei.
Sie erinnert auch an die Friedensdekaden, an die Aufnäher mit dem Bibelwort „Schwerter zu Pflugscharen“, an Diskussionen und Repressalien, Zwang und Ausgrenzung. „Die Friedensdekaden waren Orte von Bitte um Frieden auf der einen Seite und der Suche nach Alternativen für das, was uns an Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit verkauft werden sollte, auf der anderen“.
„Bilder, Gefühle – also Erinnerungen mit allen Sinnen – legt man nicht ab, wie einen alten Rock, sie gehen mit, teilweise ein Leben lang. Die einen machten sie damals mutig, die anderen mundtot. An beide müssen wir erinnern“, betont Friederike Spengler in ihrem Grußwort. Wobei Erinnerung an Geschichte immer nur ausschnitthaft bleiben könne, mit dem Einzelnen verknüpft und deshalb persönliche Geschichte sei. „Eigentlich aber ist Geschichte ein Plural – und vielleicht ist das ihr Geheimnis, dass sie nur im Plural zu verstehen ist – nämlich als Sammlung vieler einzelner Geschichten“, so die Pröpstin.
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