PM 20 | 18.02.2011
Tagung zur Feminisierung von Kirche, Gesellschaft und Theologie

Braucht die Kirche eine Männer-Quote?

„Die Zukunft der Kirche ist weiblich“ lautet der Titel einer Tagung, die am 24. und 25. Februar im Zinzendorfhaus Neudietendorf stattfindet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Personalverantwortliche in Organisationen und Unternehmen diskutieren die Frage, welche Konsequenzen die Feminisierung für Wissenschaft, Kirche und Gesellschaft hat.

Die Kirche im 20. Jahrhundert ist zweifelsohne weiblicher geworden. Es gibt immer mehr Theologie-Studentinnen und Pfarrerinnen, der Frauenanteil unter den Habilitierten steigt kontinuierlich, ebenso die Anzahl der Theologieprofessorinnen. „Mit Margot Käßmann stand zum ersten Mal eine Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die Synode als Kirchenparlament wird von Katrin Göring-Eckardt geleitet und der Ökumenische Kirchentag in München wurde seitens der Evangelischen Kirche mit Generalsekretärin Ellen Ueberschär von einer Frau organisiert. Diese drei Führungsfrauen mögen paradigmatisch für eine kontinuierliche Veränderung stehen, die sich in Kirche und Gesellschaft vollzieht – die Feminisierung“, sagt Dr. theol. Rajah Scheepers von der Universität Erfurt.

Was sind die Konsequenzen dieser Veränderung? Geht Feminisierung einher mit dem Verschwinden von Männlichkeit? Ist die Religion Motor oder Hemmschuh dieser Entwicklungen? Und welche Auswirkungen hat die Feminisierung auf die Spiritualität und Theologie? Vor allem seit den Äußerungen des evangelischen Theologen Friedrich Wilhelm Graf wird darüber lebhaft debattiert. Graf hatte evangelischen Theologie-Studentinnen vorgeworfen, sie seien eher „Muttityp als wirklich intellektuell“. Der Professor für Systematische Theologie hatte im Hinblick auf die zunehmende Zahl von Pfarrerinnen im Amt von einer „bedrohlichen Entwicklung für die evangelische Theologie“ gesprochen.

Vor einer fehlenden Beteiligung von Frauen in den Chefetagen warnt hingegen der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider. „Wenn Vorstände und Leitungsgremien aus männlicher Monokultur bestehen, ist das nicht nur ungerecht, sondern oft auch schädlich“, sagte er kürzlich laut einer epd-Meldung. Seit langem sei bekannt, dass Gremien bessere Ergebnisse erzielen, wenn sie unterschiedliche Talente und Erfahrungen versammeln. Brauchen wir also Quoten, um Monokulturen zu vermeiden?

Die Tagung „Die Zukunft der Kirche ist weiblich. Zur Ambivalenz der Feminisierung von Gesellschaft, Kirche und Theologie im 20. Jahrhundert“ wird veranstaltet von der Evangelischen Akademie Thüringen, der Universität Erfurt und den Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland in Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Weimar.

Weitere Informationen: www.ev-akademie-thueringen.de

RÜCKFRAGEN

Michael Haspel, Evangelische Akademie Thüringen, 0151-12729765, oder Rajah Scheepers, Universität Erfurt, 030-868701934, oder Carola Ritter, Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland, 0345-548488-11

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