PM 13 | 24.02.2016
Verdopplung rechter Gewalt im Jahr 2015 in Thüringen

Opferberatungsstelle ezra veröffentlicht Jahresstatistik

Rechtsmotivierte Gewalt hat im Jahr 2015 in Thüringen stark zugenommen. Ezra, die mobile Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen, registrierte 121 Fälle, mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2014. Direkt betroffen von den Angriffen sind mindestens 196 Menschen.

Bei den Motiven steht Rassismus im Vordergrund. In 54 Fällen wurden Menschen aus rassistischen Motiven angegriffen. Einen weiteren Schwerpunkt stellten Angriffe auf politische Gegner dar. In 49 Fällen waren Menschen von Gewalt betroffen, weil sie sich für Flüchtlinge oder gegen Neonazis engagiert haben. Zudem wurden 17 Brandanschläge auf bewohnte und unbewohnte Unterkünfte für Asylsuchende gezählt.

„Erschreckend ist die enorme Zunahme der Gewalt. So viele Fälle wurden in Thüringen noch nie gezählt. Zudem werden die Angriffe brutaler“, sagt Christina Büttner, Projektkoordinatorin bei ezra. „Wir haben es längst mit rechtem Terror zu tun. Mittlerweile gehören rechte Angriffe und Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte zum Alltag in Deutschland. Die Politik überbietet sich mit populistischen Forderungen zur sogenannten ‚Flüchtlingskrise’. Es darf aber nicht ausgeblendet werden, dass Rassismus die eigentliche Krise ist. Mit dem Beginn der Demonstrationen der AfD im Herbst 2015 wurde in Thüringen eine breite Unterstützung rassistischer Ressentiments in der Gesellschaft deutlich. Diese Mobilisierung nutzten auch gewaltbereite Einzeltäter und Gruppen, um innerhalb und am Rande dieser Veranstaltungen Gegendemonstranten gezielt anzugreifen“, so Büttner.

Ezra wurden acht Angriffe bekannt, die bei von der AfD angemeldeten Demonstrationen in Erfurt begangen wurden. „Die rassistischen Parolen der AfD-Politiker verschaffen den rechten Schlägern und Brandstiftern ihre Legitimation“. Erfurt ist mit insgesamt 23 Fällen zum fünften Mal in Folge Schwerpunkt rechtsmotivierter Angriffe in Thüringen.
Ezra geht wie in den Vorjahren von einer hohen Dunkelziffer aus, insbesondere bei Angriffen gegen Geflüchtete.

Im Jahr 2015 nahmen 189 Personen das Beratungsangebot von ezra in Anspruch. Dabei handelt es sich aber nicht nur um Betroffene aus dem vergangenen Jahr, sondern auch aus früheren Jahren, bei denen oftmals eine längere Betreuung notwendig war und ist.

ezra arbeitet in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Seit April 2011 unterstützt die Beratungsstelle Menschen, die angegriffen werden, weil Täter sie einer von ihnen abgelehnten Personengruppe zuordnen. Finanziert wird die Opferberatungsstelle über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit „Denk bunt“.

RÜCKFRAGEN

Christina Büttner, 036202-7713510 oder 0177-8652751

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