PM 113 | 09.11.2015
Wissenschaftliches Kolloquium zum „Konrad von Weißensee“

Christlicher Heiligenkult und Judenpogrom

Mit dem sogenannten „Guten Konrad von Weißensee“ beschäftigt sich am kommenden Freitag (13. November, 9.30-17 Uhr) ein wissenschaftliches Kolloquium der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie. Landesbischöfin Ilse Junkermann und der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Prof. Reinhard Schramm, werden das Kolloquium auf der Runneburg in Weißensee (Landkreis Sömmerda) eröffnen.

Die Geschichte des „Guten Konrad“ ist ein frühes Beispiel für die Judenverfolgung und geht auf das Jahr 1303 zurück. In Weißensee wurde der 16jährige Schüler Konrad Bächerer aufgehängt in einer Hütte aufgefunden. Für seinen Tod wurde die ansässige jüdische Bevölkerung verantwortlich gemacht und ermordet. Bei dem Pogrom starben mehr als hundert Menschen, die jüdische Gemeinde Weißensee wurde vernichtet, auch die Juden in den Nachbargemeinden Tennstedt, Gotha und Kölleda wurden ermordet. Konrad Bächerer wurde in der Stadtkirche von Weißensee begraben, seine rechte Hand als Reliquie abgetrennt. Der „Gute Konrad“ wurde als Lokalheiliger verehrt. Immer wieder sollen sich an seinem Grab Heilungswunder ereignet haben.

Im Dezember 2013 wurden die Gebeine von Konrad im Zuge der archäologischen Begleitung der Sanierung der Weißenseer Stadtkirche St. Peter und Paul freigelegt. Schädel und Knochen waren in ein braunes Tuch eingeschlagen und in ein Weihwasserbecken aus Sandstein gelegt worden.

„Der Tod des ´Guten Konrad von Weißensee`, das sich anschließende Pogrom, die breite kultische Verehrung des Jungen, die Bezugnahme Martin Luthers, die Eingriffe nach der Reformation und vor allem das Gedenken an alle Opfer aus dem Jahr 1303 verlangen eine intensive historisch-theologische Auseinandersetzung und Aufarbeitung“, sagt Landesbischöfin Junkermann. „Die EKM und das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie wollen sich mit dem Kolloquium an diesen komplexen Themenkreis annähern.“

Bei dem Kolloquium wird es Fachvorträge zum Thema geben, so z.B. über den archäologischen Befund in der Stadtkirche von Weißensee, über die Geschichte der mittelalterlichen jüdischen Siedlung in Weißensee und des Pogroms, den Kult des „Guten Konrad“ und das Verhältnis der Reformation zum Judentum.
Am Nachmittag (15.30 Uhr) wird zur Besichtigung der Weißenseer Stadtkirche eingeladen. Im Kirchenraum wird es eine Präsentation zum „Guten Konrad“ geben.

RÜCKFRAGEN

Propst Dr. Johann Schneider, 0345-4701036, regionalbischof.halle@ekmd.de

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