PM 117 | 01.11.2008
Am Reformationstag werden Pilger in Wittenberg empfangen
Am Reformationstag werden Pilger in Wittenberg empfangen
In Thüringen zahlreiche Gottesdienste, Konzerte, Vorträge und Aktionen
Der Höhepunkt des Reformationstages für die Evangelischen Kirchen in Mitteldeutschland (EKM) ist die Ankunft der Teilnehmer der Pilgerreise „Mit Luther unterwegs“ in Wittenberg. Am Vormittag des 31. Oktober soll die Gruppe begleitet von einem Pferdefuhrwerk sowie der Heiligen Anna und Martin Luther in die Stadt einziehen. Begrüßt werden die Pilger von Stephan Dorgerloh, Beauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für die Luther-Dekade.
Ab 11.30 Uhr wird es ein offizielles Programm auf dem Marktplatz vor der Kirche geben. So treten Annette Seibt und Harald Richter als Heilige Anna und Martin Luther auf – die beiden Schauspieler haben das Theaterstück „Humpelwerk und Puppensünden“ im Erfurter Augustinerkloster mit gestaltet. Die Aufführungen zu Luthers Leben waren der Auftakt zur Pilgeraktion. Auf dem Wittenberger Markt werden die 9,5 Thesen verlesen, die die Pilger im Laufe der Reise erarbeitet haben. Außerdem sind Auftritte von Posaunenbläsern geplant. Mit einem Mittagessen und einer Andacht endet die Pilgerreise der EKM. Die Wanderer waren dann zwölf Tage lang von Erfurt nach Wittenberg unterwegs. Sie hatten an eine Reise Luthers vor 500 Jahren erinnert. Der damalige Mönch war im Oktober 1508 von Erfurt nach Wittenberg aufgebrochen, um den Universitäts-Lehrstuhl für Moralphilosophie zu übernehmen.
Der Reformationstag wird im gesamten Kirchengebiet mit Gottesdiensten, Konzerten, Vorträgen und Aktionen gefeiert. So soll in Thüringen auf der Leuchtenburg bei Kahla erstmals seit 107 Jahren wieder ein Gottesdienst stattfinden. Dazu werden die evangelischen Kirchgemeinden der Region in die Burgkapelle eingeladen. Hier soll es künftig regelmäßig kirchliche Veranstaltungen geben.
Das Erfurter Augustinerkloster hat als bedeutsamer Lutherort ein abwechslungsreiches Programm im Angebot. Nach einem Kantatengottesdienst mit Predigt von Pröpstin Elfriede Begrich wird von 13 bis 18 Uhr zu Führungen, Vorträgen sowie einem Orgelkonzert eingeladen. Zum Abschluss ist ein Ökumenisches Abendgebet geplant.
Das 7. Pummpälzfest wird im Lutherstammort Möhra mit Konzerten, Wanderungen und Mittelalterlichem Marktreiben gefeiert. Um 13 Uhr beginnt der Festgottesdienst mit Predigt von Volker Leppin. Der Professor für Kirchengeschichte an der Universität Jena wird unter anderem über die Frage seiner Forschungsarbeit reden, ob tatsächlich Luther die 95 Thesen in Wittenberg an das Kirchentor anschlug.
Im Kloster Volkenroda findet unter dem Motto „Finito!“ der Ökumenische Abschluss der Saison im Christus-Pavillon statt. Mit dabei sind die Franziskaner-Mönche vom Kloster Hülfensberg.
In der Reihe „Zeitsignale am Reformationstag“ wird in der Weimarer Herderkirche zu Vortrag und Podiumsdiskussion zum 40. Todestag von Martin Luther King eingeladen. Bei der Veranstaltung unter dem Motto „Ich habe einen Traum…“ ist der amerikanische Konsul James W. Seward zu Gast.
Hintergrund Reformationstag:
Laut Überlieferung soll der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am Tag vor Allerheiligen 1517 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg 95 Thesen zu den Themen Ablass und Buße angeschlagen haben, um eine akademische Diskussion darüber herbeizuführen. Damit leitete er die Reformation ein. Im Kern bestritt er die herrschende Ansicht, der Ablass sei die Voraussetzung, den Menschen von der Sünde zu erlösen.
Die Reformation hatte weitreichende Folgen. So ist es gemäß dem „Priestertum aller Gläubigen“ für evangelische Gemeinden selbstverständlich, dass auch Laien nach einer Ausbildung Gottesdienste halten können sowie Mitglied der Kirchenleitung sind. Außerdem werden Frauen zu Pastorinnen ordiniert. Unmittelbar mit der reformatorischen Bewegung ist das evangelische Pfarrhaus entstanden und Pfarrer gründeten Familien. Luther hatte selbst durch seine Heirat mit Katharina von Bora das Ende des Zölibates für die evangelischen Geistlichen eingeleitet. Weltlichen Bezug erlang Luthers Wirken, indem er dafür gesorgt hatte, dass Kommunen eigene Sozialhaushalte bekamen.