PM 58 | 06.06.2005
Bischof Axel Noack zu Reformen und zum Reformationsfest

Selten war im Umfeld des Reformationsfestes so viel von “Reformen” die Rede wie in diesem Jahr. Sozialreform, Gesundheitsreform, nicht zu vergessen Begriffe wie Reformstau oder Reformunwilligkeit. Die Zeitungen sind voll davon.

„Sich selber bewegen, damit Bewegung in die Sache kommt”

Selten war im Umfeld des Reformationsfestes so viel von “Reformen” die Rede wie in diesem Jahr. Sozialreform, Gesundheitsreform, nicht zu vergessen Begriffe wie Reformstau oder Reformunwilligkeit. Die Zeitungen sind voll davon.

Reformen tun Not, darin sind sich alle einig. Uneinig ist man sich allerdings darin, wo die Umgestaltungen beginnen sollen. Erst einmal - so klingt es von verschiedensten Seiten - sollen sich die anderen wandeln, bevor ich selbst mich verändere und Reformen zustimme oder sie gar unterstütze. Denn eisern gilt: Reformbedürftig sind immer die anderen. Ich und die Meinen sollen möglichst unbehelligt bleiben.

Neu ist das alles nicht. Ab und zu braucht die Gesellschaft Reformen, damit sie das Überschüssige abstreift und das Erhaltenswerte wieder zu schätzen lernt. Auch zu Luthers Zeiten war das so. Damals - vor über 500 Jahren – war vielen Frauen und Männern in Kirche und Gesellschaft klar, dass sich etwas ändern muss. Dabei war die Reformation Martin Luthers getragen von der Einsicht: Umkehr und Erneuerung fängt entweder bei mir selbst an oder sie findet gar nicht erst statt. Ich selber muss mich bewegen, wenn Bewegung in die Sache kommen soll. Ich muss mich ändern, damit Veränderung wirksam werden kann.

Pünktlich zum Reformationstag läuft nun in diesem Jahr der große Luther-Film an. Auch das Hollywood-Kino weiß viel über “Reformen” zu erzählen. Der Film zeigt, dass Martin Luther die Schritte zu Veränderungen keinesfalls leicht gefallen sind. Er hatte den ein oder anderen harten Kampf zu bestehen. Hin und her getrieben zwischen dem Erhalten des Bewahrenswerten und dem Verändern dessen, was lähmt und zum Stillstand, ja zum Zusammenbruch führt. Er hat sich der Herausforderung gestellt und ist seiner Reformation treu geblieben, durch alle Widrigkeiten hindurch. Dabei hat ihm sein Gottvertrauen die nötige Kraft gegeben.

Freilich, wir alle sind nicht Martin Luther, aber dass Gottvertrauen hilft beim Heranwagen an Veränderung, das können wir von ihm lernen. Gottesfurcht treibt Menschenfurcht aus – das ist eine reformatorische Erkenntnis, von der man sich wünscht, sie würde unsere heutigen Reformer, ja uns alle wieder anstecken.

Magdeburg, 28. Oktober 2003 - Axel Noack, Bischof der Kirchenprovinz Sachsen


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