PM 42 | 20.04.2012
EKM-Landessynode mit Rede von Landesbischöfin Junkermann eröffnet
BEI RÜCKFRAGEN
Friedemann Kahl, 0151-59 12 85 75 oder Ralf-Uwe Beck, 0172-79 62 982Kirchenparlamentarier tagen bis Samstag im Kloster Drübeck
Mit einer Rede von Landesbischöfin Ilse Junkermann unter dem Titel „Ihr alle seid durch die Taufe berufen ...!“ ist am heutigen Freitagvormittag (20.4.) die zweitägige Plenarsitzung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in Drübeck bei Wernigerode eröffnet worden.
Die Landesbischöfin problematisierte vor dem 86-köpfigen Kirchenparlament eingangs die durch den strukturellen Rückbau verursachte zunehmende Überforderung der Haupt- und Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden: „Wenn die Pfarrer, Pfarrerinnen und anderen hauptberuflichen Mitarbeitenden in den Gemeinden“ im Grundsatz für alles zuständig sind und all das tun sollen, wofür sich gerade keiner und keine findet – dann nutzen wir sie aus, dann brennen sie aus, dann sind wir in dieser von Erschöpfung geprägten Zeit und Gesellschaft selbst eine erschöpfte Kirche.“
„Ihr alle seid durch die Taufe berufen ...“ - das sei die Grundeinsicht der Reformation. Alle Getauften seien Priester und sollen das Evangelium verkündigen. Mit dieser Ansicht habe die Reformation zwar eine ganze Kultur und Gesellschaft verändert, beispielsweise die Schulpflicht eingeführt und eine einheitliche Sprache geschaffen. Allerdings sei dieses „Priestertum aller Gläubigen“ von den Reformatoren selbst nicht ganz durchgehalten worden. Ansätze, so bedauerte Junkermann, die es im Kirchenbund der DDR gegeben habe, wie die Kirche als Lerngemeinschaft und als Beteiligungskirche zu verstehen, seien mit der friedlichen Revolution zu schnell und zu stark abgebrochen worden.
Notwendig sei heute, ein „Gemeinde neu denken - von allen Getauften her und nicht vom besonderen Amt her“. Die Kirche müsse vom Rückbau zum Umbau kommen. Es stehe an, zu diskutieren und zu entscheiden, dass „ein weiterer Rückbau nicht mehr verkraftbar sein, vielmehr ein richtiger Umbau nötig wird“. Dieser Umbau deute sich in einer neu konzipierten Konfirmandenarbeit ebenso an wie in neuen Gottesdienst- und Gemeindeformen.
Zudem brauche es „das Maß des Menschlichen“. Sind Ressourcen rückläufig, könne nicht so weitergearbeitet werden wie bisher. So wirbt Junkermann für den Mut zur Lücke: „Wer keinen Mut zur Lücke hat, der braucht Lückenbüßer.“ Hier stünden Haupt- wie Ehrenamtliche in der Gefahr, sich gegenseitig in eine Lückenbüßer-Rolle zu schieben.
Unverzichtbar sei die diakonische Arbeit in den Gemeinden. „Jede Gemeinde, und sei sie noch so klein, hat eine diakonische Aufgabe direkt vor ihren Füßen zu liegen“ und brauche „ein Auge dafür“. Für die diakonische Aufgabe sei „nicht automatisch und allein von
Hauptberuflichkeit auszugehen“.
Entlastung erhofft sich Junkermann auch von Verwaltungsvereinfachungen, die anstünden, wenn die Angleichung der Kirchengesetze der beiden 2009 fusionierten Landeskirchen im Jahr 2014 abgeschlossen sei.
Am heutigen Freitag stehen unter anderem Kirchengesetze zu Finanzen, Bau und Arbeitsrecht sowie ein Bericht zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften auf der Tagesordnung. Die Beschlussfassungen sind für den morgigen Samstag (21.4.) vorgesehen.
Hinweise für die Redaktionen:
Die Tagung der Landessynode findet im Evangelischen Zentrum Kloster Drübeck statt und ist öffentlich. Den Bericht von Landesbischöfin Junkermann sowie sämtliche Unterlagen zu der Synodentagung finden Sie in diesem Internet-Portal.