PM 072 | 09.09.2021
Führungen, Konzerte und „Musik to go“ zum Orgeltag

Orgelklang im Hauptbahnhof Erfurt mit Dampflokgeräuschen

Zum Deutschen Orgeltag am kommenden Sonntag (12. September) sind innerhalb der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zahlreiche Orgeln zu besichtigen, es finden Konzerte, Führungen, Konzertspaziergänge, Gottesdienste und Events statt. Als Höhepunkt macht unter dem Motto „Großer Bahnhof für die Orgel“ in Erfurt um 18 Uhr ein Dampfzug mit einer Open-Air-Konzertorgel an Bord für eine Stunde am Gleis 8 auf dem Hauptbahnhof Station. Das auf einem Lkw montierte Instrument aus der Werkstatt Hoffmann & Schindler spielt Universitätsmusikdirektor Prof. David Timm aus Leipzig zu Geräuschen der Dampflok. Bahnchef Dr. Richard Lutz hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen, musste aber sein Kommen ebenso absagen wie Ministerpräsident Bodo Ramelow.

Der Orgeltag wird zum elften Mal veranstaltet und findet zeitgleich zum „Tag des offenen Denkmals“ statt. In der EKM gibt es mit etwa 4.000 Orgeln zwanzig Prozent der evangelischen Orgeln beziehungsweise acht Prozent aller Orgeln in Deutschland. Für die Beratung zur Pflege dieser Instrumente sind 20 Orgelsachverständige in den Kirchenkreisen tätig.

„Wir wollen mit dem Orgeltag für die Königin der Instrumente werben. Unsere Veranstaltungen faszinieren durch ihre Ideenvielfalt und finden in Absprache mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz als Ergänzung und Bereicherung statt“, sagt Christoph Zimmermann, Orgelreferent der EKM. „Unsere Kirchen beherbergen so manche musikalischen Schätze. Neben den imposanten Orgeln in den Stadtkirchen lohnt es sich, auch den Instrumenten in den kleinen Dorfkirchen Aufmerksamkeit zu schenken“, betont er.

Ausgewählte Veranstaltungen zum Orgeltag in Thüringen:

Die Aktion auf dem Erfurter Hauptbahnhof wird vom Landesmusikrat Thüringen organisiert. Die EKM ist Mitveranstalter. Zum Besuch sind kostenfreie „Bahnsteigkarten“ erforderlich.
 
Ein Orgelbrunch mit den KMD Katja und Frank Bettenhausen beginnt 11 Uhr in Rudolstadt in der Stadtkirche.
   
„Von Wunderpfeifen und Orgeldrehern“ lautet das Motto einer Orgel-Führung ab 15 Uhr in der Kirche St. Peter & Paul in Erfurt-Stotternheim. An der Walcker-Orgel gewährt Kantorin Manuela Backeshoff-Klapprott einen Einblick in Klangwelt und Funktionsweise. Auch Kinder sind willkommen. Mit den MeloPipes (Einzelpfeifen mit Hygiene-Mundstück) lassen sich gemeinsam Lieder spielen. Am Handrad, mit dem die Orgel auch ohne Motorwind betrieben wird, kann man seine Muskelkraft prüfen und sich probehalber als Kalkant (Bälgetreter der Orgel) versuchen oder selbst „Hand und Fuß an die Tasten legen“. Der Eintritt ist frei. Weiter Orgel-Führungen gibt es beispielsweise in Bad Langensalza in der St.-Wigberti-Kirche (13 Uhr) und der Bergkirche St. Stephani (11.30 Uhr).

Orgelmusik „to go“ ist mit einem Orgelspaziergang in Nordhausen geplant. Start ist um 18 Uhr im Dom zum Heiligen Kreuz, Kantor Michael Kremzow zieht alle 56 Register der Klais-Orgel. Es erklingen Werke von Johann Sebastian Bach, Jehan Alain und Charles Marie Widor. Nach einem Spaziergang geht es in die Blasiikirche, an der Schuster-Orgel werden gegen 18.45 Uhr Werke von Bach, Sigfrid Karg-Elert, Astor Piazzolla und Marcel Dupré gespielt.
Um 14 Uhr beginnt ein Wanderkonzert mit Orgelmusik aus dem 13. bis 20. Jahrhundert in den Kirchen von Bergern, Hetschburg und Bad Berka, dazu ist ein geselliges Kaffeetrinken geplant.

Auch zahlreiche Konzerte wird es geben, beispielsweise ab 11 Uhr in der St.-Annen-Kapelle Weira, wenn im Konzert der Neuen Dresdner Kammermusik die Feuerorgel  mit zeitgenössischer, improvisierter Musik erklingt.
Um 17 Uhr ist in Remda in der Kirche St. Simon und Juda das Lyra Quartett mit Mitgliedern der Thüringer Symphoniker zu Gast.
Ein Orgelkonzert mit Felix Hell (USA) an der Silbermannorgel in der Kapelle von Schloss Burgk/Schleiz beginnt 18 Uhr. Es erklingen Werke von Johann Sebastian Bach, Johann Pachelbel und Johannes Brahms.
In Nesse-Apfelstädt lässt Tom Anschütz ab 17 Uhr die Orgel ertönen.
Von 14 bis 18 Uhr gibt es in Denstedt Konzerte mit Preisträgern von „Jugend musiziert“ in Thüringen und die Ausstellung „Natur-Denkmale mit Zeichnungen von Jürgen Postel.
Studierende der Orgelklasse der Weimarer Musikhochschule spielen in der Herderkirche in Weimar Werke von Bach, Mozart und Reger. Das Konzert beginnt um 18 Uhr.
In Eisenberg in der Schlosskirche findet ein Orgelkonzert mit Werken von Bach, Böhm, Muffat und Steffens statt (17 Uhr). An der historischen Donat-Trost-Orgel spielt Prof. Matthias Giesen aus Österreich.
Um 17 Uhr beginnt in der Liebfrauenkirche in Arnstadt Kammer- und Orgelmusik.

Ausgewählte Veranstaltungen zum Orgeltag in Sachsen-Anhalt:

Im Merseburger Dom gibt es unter dem Titel „1000 Jahre Geistliche Musik“ ein Eröffnungskonzert (11. September, 10.30 Uhr) mit den Regensburger Domspatzen und Henri Ormieres an der Ladegast-Orgel. Am Sonntag (12. September, 15 Uhr) wird Michael Schönheit an der Ladegast-Orgel Werke von Bach und Liszt spielen.
In der Marienkirche in Weißenfels wird zur Wiedereinweihung der Ladegast-Orgel zu einer Großen Orgelnacht (11. September, 19 Uhr) mit dem Vokalensemble SLIXS eingeladen.
Zu einer Orgelführung (12. September, 11.30 Uhr) über das John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt sind Interessierte in die Burchardikirche nach Halberstadt eingeladen. In der Martinikirche in Halberstadt gibt es zum Orgeltag einen Musikalischen Reigen um Praetorius (12. September, 13 Uhr) mit Drehorgel, Claviorganum, Orgeltruhe, Bläsern und Gesang.
Mit einem musikalischen Festgottesdienst (12. September, 15 Uhr) werden in der Wittenberger Schlosskirche die Orgeltage mit dem English Choir Berlin eröffnet.
Zu einer Wandertour zu Orgeln der Region mit kurzen Konzerten sind Besucher in Halle eingeladen. Die Tour (12. September, 15 Uhr) beginnt in der Johanneskirche.
In der Stadtkirche St. Marien in Torgau endet am Orgeltag (12. September, 17 Uhr) der Torgauer Orgelsommers mit einem Abschlusskonzert mit Kantorin Christiane Bräutigam und dem Leipziger Ärzteorchester.

Hintergrund:
Der Orgeltag ist eine Initiative der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD). „Orgelbau und Orgelmusik“ wurden 2017 von der UNESCO-Kommission zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Für 2021 wurde die Orgel als Instrument des Jahres ausgewählt. Sie gilt als das größte, vielfältigste und innovativste Musikinstrument.

In der EKM gibt es eine vielfältige Orgellandschaft. Sie spiegelt die kirchliche beziehungsweise politische Entwicklung wider, die in Thüringen von kleinen Fürstentümern geprägt war. Heute stehen hier mehr als 2.000 Instrumente, prägende Orgelbauer wie Wender, Volckland, Silbermann, Trost, Strobel, Schulze und Ladegast haben hier gewirkt und es gab einflussreiche Musiktheoretiker und Organisten wie Jakob Adlung (1699-1762) in Erfurt und Johann Gottlob Töpfer (1791-1870) in Weimar. Heute sind in Thüringen fünf Meisterbetriebe im Orgelbauerhandwerk tätig: Werkstätte für Orgelbau Karl Brode (Heilbad Heiligenstadt), Orgelbau Kutter (Friedrichroda), Rösel Orgelbau (Saalfeld), Orgelbau Schönefeld (Stadtilm) und Orgelbau Waltershausen GmbH (Waltershausen).

Auch im Bereich von Sachsen-Anhalt gibt es alte, wertvolle Instrumente, zum Beispiel die Scherer-Orgel in Tangermünde oder Orgeln des von Johann Sebastian Bach geförderten Zacharias Hildbrandt in Naumburg und Sangerhausen. Der Großteil der Instrumente wurde im 19. Jahrhundert erbaut. Bekannte Orgelbauer wie Ladegast, Weißenfels, Wäldner, Halle/Saale, Reubke, Hausneindorf und Rühlmann, Zörbig hatten in Sachsen-Anhalt ihre Werkstätten.

Weitere Informationen im Internet: www.orgeltag.de

RÜCKFRAGEN

Christoph Zimmermann, 0361-51800573


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar