PM 026 | 28.03.2022
Historische Handschriften und Bücher sollen erschlossen werden

Wissenschaftlicher Beirat mit Experten aus ganz Deutschland

Heute (28. März) hat sich in Erfurt der wissenschaftliche Beirat für das landeskirchliche Projekt zur Sicherung der historischen Handschriften- und Buchbestände in kirchlicher Trägerschaft auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) konstituiert. Vertreter wichtiger Bibliotheken und Forschungsstätten aus ganz Deutschland konnten dafür gewonnen werden. Nach jetzigem Kenntnisstand existieren historische Buchbestände aus der Zeit vor 1850 in großer Vielfalt und Vielzahl an mehr als 1.000 Standorten in der EKM. In einem Zeitraum von zehn Jahren sollen sie gesichert und der Forschung zugänglich gemacht werden. Die EKM stellt für den dafür geschaffenen Bibliotheksfonds bis 2023 ein jährliches Budget von 100.000 Euro bereit. Die Gelder sollen unter anderem als kirchlicher Eigenanteil bei Fördermittelanträgen zur Katalogisierung, Digitalisierung und Bestandserhaltung eingesetzt werden.

„Die Kirchengemeinden der EKM verwahren vielfältige historische Schätze, die es für die Nachwelt zu bewahren gilt: Kunst- und Archivgut, aber auch wertvolle Drucke und Handschriften, die zum Teil sogar aus vorreformatorischer Zeit stammen. Dafür ist auch ein zunehmendes wissenschaftliches Forschungsinteresse feststellbar. Manch wertvoller Bestand an Schriften und Büchern harrt noch der Entdeckung, Erschließung und Sicherung“, sagt Christina Neuß, Leiterin des Landeskirchlichen Archivs der EKM und Mitglied der Koordinierungsstelle für das Bibliotheksprojekt. „Die Landeskirche will die historischen Buchbestände fachgerecht erschließen und zugänglich machen. Die kirchlichen Eigentümer werden in die Pflege und Bewahrung des bedeutenden historischen Erbes einbezogen“, informiert sie.

Im Vorfeld hatte die landeskirchliche Arbeitsgruppe „Historische Handschriften- und Buchbestände in der EKM“ konzeptionelle Ideen dafür entwickelt. Ein Impuls aus der Gruppe war das Einrichten eines Beirates, der das auf zehn Jahre angelegte Sicherungsprojekt von Anfang an berät und wissenschaftlich begleitet. Dabei sind neben den großen Bibliotheken auch die vielen kleinen Bestände in Kirchengemeinden und -kreisen im Blick. „Sie sind größtenteils unbekannt und teilweise gefährdet, da in heiklen Aufbewahrungssituationen untergebracht. Dieses schriftliche Kulturgut zu erhalten und der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung zu stellen, wird zu den wichtigen Aufgaben des Beirates gehören“, erklärt Christina Neuß.

Die Koordinierungsstelle für das Bibliotheksprojekt ist angebunden am Landeskirchlichen Archiv der EKM. Über die Katalogisierung hinaus beraten die Mitarbeitenden die kirchlichen Träger zu Fragen der Konservierung, der praktischen Verwaltung der Bestände und der Öffentlichkeitsarbeit. Auch die beiden großen historischen Bibliotheken in der EKM, die Marienbibliothek Halle und die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums Erfurt, werden organisatorisch in das Projekt eingebunden.

Alle kirchlichen Eigentümer wie Kirchengemeinden, Kirchengemeindeverbände, kirchliche Stiftungen und Kirchenkreise werden aufgerufen, die Aufnahme ihres Bestandes in das Projekt formlos bei der Koordinierungsstelle zu beantragen. Parallel dazu nimmt die Koordinierungsstelle von sich aus dorthin Kontakt auf, wo sich nach Aktenlage ein nennenswerter Buchbestand befindet. Die Kirchenkreise können stellvertretend Buchbestände in ihrem Zuständigkeitsbereich melden.

Die Koordinierungsstelle entscheidet über die Reihenfolge der Bearbeitung und vermittelt geeignetes Personal für die Katalogisierung oder stellt dieses selbst zur Verfügung. Wo eine Bearbeitung vor Ort nicht möglich ist, sollen die Eigentümer ihre Bestände zur Bearbeitung an eine der zentralen landeskirchlichen Stellen (Eisenach, Erfurt, Halle, Magdeburg) bringen. Nach der Katalogisierung werden die Bestände sachgerecht gelagert und im Regelfall der öffentlichen Nutzung zur Verfügung gestellt. Ist eine sichere Lagerung und öffentliche Nutzung vor Ort nicht möglich, wird eine Deponierung im Landeskirchenarchiv oder in einem Kirchenkreisarchiv empfohlen.

Die Mitglieder des Beirats:
Vorsitz: Dr. Kathrin Paasch, Direktorin der Forschungsbibliothek Gotha und Prof. Thomas Fuchs,  Leiter der Abteilung Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Leipzig
Anke Berghaus-Sprengel, Direktorin der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle/Saale
Dr. Uwe Czubatynski, Leiter des Domstiftsarchiv Brandenburg
Dr. Hartmut Kühne, Theologe, tätig in Forschungsprojekten zur Frömmigkeit und Kultur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, Berlin
Prof. Andreas Lindner, apl. Professur für Kirchengeschichte am Martin-Luther-Institut der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt
Christina Neuß, Leiterin des Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Eisenach
Dr. Mareike Rake, Bibliotheksdirektorin u. Leiterin des Landeskirchlichen Archivs Hannover
Dr. Margit Scholz, Kirchenarchivrätin im Landeskirchlichen Archiv der EKM, Magdeburg
Prof. Christopher Spehr, Professor für Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena

RÜCKFRAGEN

Christina Neuß, 03691-65804-73 oder 0162-5366489


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