PM 77 | 14.08.2009
Israelsonntag: Kollekten gehen an die Aktion Sühnezeichen

Tag des jüdisch-christlichen Dialogs

Gottesdienste zum „Israelsonntag“ werden am kommenden Sonntag (16. August) in vielen Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) gefeiert. Ursprünglich ein jüdischer Gedenktag, wurde seit dem 16. Jahrhundert in den lutherischen Kirchen der Zerstörung Jerusalems durch die Römer gedacht. Heute wird der Israelsonntag Mitte August als ein Tag des jüdisch-christlichen Dialogs begangen. Erinnert wird dabei auch an das Leid, das Kirchen und Christen den Juden durch die Jahrhunderte zugefügt haben.

In der St. Marienkirche in Gardelegen wird zum Gottesdienst (10 Uhr) am Israelsonntag in besonderer Weise an die Juden gedacht. Dabei brennen die Kerzen auf dem siebenarmigen Leuchter Menora, den ein ehemaliger jüdischer Bürger Gardelegens der evangelischen Kirchengemeinde geschenkt hat.

Zudem werden viele Gemeinden ihre Kollekten vom kommenden Sonntag der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste zukommen lassen. In der Organisation engagieren sich jedes Jahr rund 500 Freiwillige. In Israel beispielsweise betreuen sie Holocaust-Überlebende und arbeiten mit Kindern in jüdisch-arabischen Projekten.

Hintergrund:
Juden in aller Welt gedenken am „Tischa beaw“ (nach jüdischem Kalender der 9. des Monats aw) der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christi Geburt. Diese Erinnerung ist vom kirchlichen Kalender aufgenommen wurden: Der zehnte Sonntag nach Trinitatis ist der Israelsonntag. Früher auch „Judensonntag“ genannt, war der Gedenktag antisemitisch belastet. Oft wurden in Gottesdiensten die Juden für die Zerstörung Jerusalems verantwortlich gemacht, denn viele Pfarrer legten dieses geschichtliche Ereignis als Strafe für die Kreuzigung Jesu aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich der Blickwinkel. In den Gottesdiensten zum Israelsonntag wurde nun auch erinnert an die Mitschuld der Christen am Massenmord an den europäischen Juden im Dritten Reich.
Heute besinnen sich Christen zum Israelsonntag auf die jüdischen Wurzeln ihres Glaubens. 1960 wurde an der Kirchlichen Hochschule in Berlin das „Institut Kirche und Judentum“ gegründet, das sich dem Abbau antisemitischer Tendenzen im Protestantismus widmet.

RÜCKFRAGEN

Pfarrer Horst Dietmann (St. Marienkirche, Gardelegen), 03907/3548; Dr. Hans Schleiff (Arbeitskreis Christen und Juden), 03947/64950

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