PM 154 | 19.10.2006
Kirche regt differenzierte Auseinandersetzung des Landtags an

„Kein Aktionismus beim Ladenschluss“

In der Diskussion um die Änderungen der Ladenöffnungszeiten in Sachsen-Anhalt hat Oberkirchenrat Albrecht Steinhäuser, Beauftragter der evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung, vor Aktionismus gewarnt. „Der Landtag als Gesetzgeber muss Gelegenheit haben, sich mit allen Facetten der Sache auseinander zu setzen: Öffnung am 1. Advent – ja oder nein? Freigabe an Wochentagen rund um die Uhr – ja oder nein?“ Ebenso zu bedenken sind laut Steinhäuser die Folgen der geplanten Liberalisierung für Arbeitnehmer und kleine Händler. „Über solche Fragen kann nicht einfach hinweg gegangen werden. Wer entscheiden soll, der muss zumindest die Diskussionslage kennen.“

Oberkirchenrat Steinhäuser verwies auf die Skepsis vieler Parlamentarier zur Neufassung des Ladenschluss-Gesetzes: „Schließlich geht es doch um eine Angelegenheit, von der jeder betroffen ist: Als Konsument, als Mitarbeiter – oder einfach als nachdenklicher Mensch, der sich fragt, ob uns das wirklich gut tut.“

Bereits vor einigen Wochen hatte der Evangelische Beauftragte die von der Landesregierung geplanten Änderungen zum Ladenschluss als familienunfreundlich kritisiert. Dass der 1. Advent künftig grundsätzlich als verkaufsoffener Sonntag möglich sein soll, bezeichnete Albrecht Steinhäuser als schädliche Entwicklung. „Dies ist ein falsches Signal“, betonte der Oberkirchenrat. „Der Dezember – das gilt besonders für die Adventssonntage – ist eine Zeit der Besinnung mit Blick auf das Weihnachtsfest. In diesen Kontext Konsum und Kommerz fest zu integrieren, zieht eine Entwertung dieser besonderen Festtage nach sich.“

Die Pläne zur Ausweitung der Ladenöffnungszeiten an Werktagen begünstigten vor allem die großen Einkaufszentren und -ketten, so Steinhäuser. Beschäftigte mit Kindern würden dadurch weiter unter Druck gesetzt. „Mütter und Väter haben dann immer weniger Zeit, sich um die Erziehung ihrer Kinder zu kümmern oder ein Familienleben zu gestalten.“ Außerdem befürchtet der Evangelische Beauftragte, dass die verlängerten Öffnungszeiten vor allem zu einer Ausweitung von geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen führen. „Das widerspricht dem hohen Stellenwert der Familie, den die Landesregierung sonst gerne betont.“

Fragen beantwortet: Oberkirchenrat Albrecht Steinhäuser, 0391/5346 436 oder 0171 / 2727866.

Dessau und Magdeburg – 19. Oktober 2006


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