PM 57 | 01.06.2013
Kürzungspläne der Landesregierung Sachsen-Anhalt: Aus für Einrichtungen der Jugendarbeit wird befürchtet
BEI RÜCKFRAGEN
Stefan Brüne-Wonner, 0176-44487832Der „bund evangelischer jugend in mitteldeutschland“ (bejm) protestiert gegen die geplanten Kürzungen der Landesregierung Sachsen-Anhalt im Bereich der Kinder und Jugendförderung und befürchtet das Aus für zahlreiche Einrichtungen. Das Land hatte angekündigt, die Jugendpauschale im Jahr 2014 um etwa 15 Prozent und das Fachkräfteprogramm um ein Drittel zu kürzen, ab 2015 sollen beide Förderprogramme ganz entfallen.
„Diese Kürzung bedeutet drastische Einschnitte für die Jugendarbeit in den Landkreisen und Kommunen. Viele Landkreise und Städte haben sich ganz auf die Finanzierung der Jugendarbeit über Jugendpauschale und Fachkräfteprogramm zurückgezogen und setzen keine oder kaum noch eigene Gelder ein. Viele Angebote werden dadurch ganz wegfallen“, befürchtet Stefan Brüne-Wonner, Referent des bejm für Jugendpolitik in Sachsen-Anhalt.
Betroffen sind auch Einrichtungen der Mitglieder des bejm, unter anderem die Offene Arbeit des „Evangelischen Landjugendzentrums“ im Kirchenkreis Salzwedel, das CVJM-Haus in Haldensleben mit dem Jugendcafé „Senfkorn“ und die Offene Arbeit im Jugendzentrum „Knast“ in Magdeburg. In der Stadt Magdeburg werden durch die Streichung 12 Stellen für pädagogische Fachkräfte wegfallen.
Micha Hofmann, Vorsitzender des bejm, erinnert an die gesetzliche Verpflichtung im Kinder- und Jugendhilfegesetz: „Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen.“ Er betont: „Es kann nicht sein, dass die Sparmaßnahmen immer wieder Kinder und Jugendliche treffen, die noch keine Wähler sind. Gerade in den problembelasteten Gebieten Sachsen-Anhalts sind die geförderten Angebote notwendig, um die Abwanderung der jungen Leute aufzuhalten und gegen die weit verbreitete Politikverdrossenheit zu arbeiten.“
Auch Andreas Holtz, Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, hält die Förderung für unentbehrlich: „Es ist unser Anliegen, Kindern und Jugendlichen Schutz und Begleitung für deren Zukunft zu bieten. Dafür benötigen wir auch die staatliche Förderung, so wie es im Kinder- und Jugendhilfegesetz vorgesehen ist.“ Junge Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen, sie zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu erziehen, ihnen Werte, demokratische Handlungsweisen und Geschichtsverständnis nahe zu bringen – das seien klassische Aufgaben der Kinder- und Jugendarbeit, die das Land Sachsen-Anhalt bisher mit seinen verschiedenen Programmen gefördert habe. Eltern und Schule allein seien damit überfordert. Fehle eine Grundversorgung an Angeboten für Kinder und Jugendliche, verstärke das die vorhandenen gesellschaftlichen Probleme.
Hintergrund:
Fachkräfteprogramm: Ein Feststellenprogramm mit dem Ziel der Förderung von sozialpädagogischen Fachkräften in der Jugendarbeit bei freien und öffentlichen Trägern zur Umsetzung der Aufgaben nach §§ 11 bis 14 SGB VIII. Die Mitarbeiter gewährleisten, dass Jugendarbeit vor Ort qualifiziert erfolgen kann. Sie eröffnen Bildungs- und Teilhabechancen, leisten Beratung und Unterstützung für alle Kinder und Jugendlichen in unterschiedlichen Lebenslagen. Sie fördern, unterstützen und sichern ebenso ehrenamtliches Engagement. Seit 2011 stehen nach einer Reduzierung der Landesmittel drei Millionen Euro zur Verfügung. 70 Prozent einer Fachkräftestelle übernimmt das Land, die Kommune muss 30 Prozent tragen.
Jugendpauschale: Für die Kinder- und Jugendhilfe gemäß der §§ 11 bis 14 SGB VIII erfolgt seit 1996 ein zweckgebundener Zuschuss an die Kommunen mit dem Ziel der Förderung von Angeboten für Kinder und Jugendliche vor Ort, zum Beispiel im Bereich der Projektarbeit, der Freizeitgestaltung, des Kinder- und Jugendschutzes, Jugendbildung oder Jugendsozialarbeit. Mit der Jugendpauschale wird sichergestellt, dass neben den für die Jugendarbeit unverzichtbaren Fachkräften auch Einrichtungen und Projekte der Kinder- und Jugendhilfe finanziert werden können.
„bund evangelischer jugend in mitteldeutschland" (bejm): Dachverband für die evangelische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Teilen von Brandenburg und Sachsen.