PM 1 | 08.01.2014
Neuer Beirat für den christlich-jüdischen Dialog

Studientag mit einem prominenten Rabbiner in Erfurt

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) lädt am kommenden Mittwoch erstmals zu einem Studientag zum christlich-jüdischen Dialog ein (15. Januar, 10 bis 15 Uhr). Referent der Veranstaltung im Landeskirchenamt der EKM in Erfurt (Collegium maius) ist der Rabbiner Andrew Steiman aus Frankfurt. Im Mittelpunkt steht die Auslegung der Josefsgeschichte, dem Thema der Ökumenischen Bibelwoche. Der Studientag ist die erste große Aktion des neu gegründeten Beirates der EKM für den christlich-jüdischen Dialog und soll jährlich einmal stattfinden.

„Wir wollen vermitteln, dass die gleiche Bibelgeschichte unterschiedlich interpretiert werden kann und jeder darin seine Wahrheit erkennt. Nur so ist ein Dialog mit gegenseitigem Verständnis möglich“, sagt Pfarrer Teja Begrich aus Mühlhausen, Beauftragter der EKM für den christlich-jüdischen Dialog und Ansprechpartner für die jüdische Gemeinde in Thüringen. Begrich hält den Dialog für sehr wichtig für die evangelische Kirche. „Weil wir uns auf unsere Wurzeln besinnen müssen und nicht vergessen dürfen, wo wir herkommen. Immerhin sind wir als Christen Anhänger eines großen Juden! Eine christliche Theologie ohne das Judentum kann nicht gelingen. Außerdem müssen wir darauf achten, dass wir mit unserem Glauben nicht vereinnahmend sind und keine unbedachten Fehlinterpretationen zulassen“, so Begrich. Er will den Dialog nicht nur an Gedenktagen und verbunden mit der Vergangenheit führen, sondern lebendig und heutig gestalten.

Der Studientag beginnt mit einem Workshop zur jüdischen Auslegung der Josefsgeschichte, nach einem christlich-jüdischen Mittagsgebet und dem Mittagessen geht es um die Gegenwart und Zukunft des christlich-jüdischen Dialogs in der EKM. Zum Abschluss wird die Mikwe in Erfurt besichtigt.

In dem Beirat für den christlich-jüdischen Dialog sollen Vertreter aus verschiedenen Regionen der EKM vertreten sein. Bisherige Mitglieder sind Pfarrer Friedrich Kramer aus Wittenberg als Ansprechpartner für die jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt sowie aus Erfurt Pfarrer Ricklef Münnich und Kirchenrätin Charlotte Weber, Ökumenereferentin im Landeskirchenamt. Weitere Mitglieder sollen hinzuberufen werden. Das Engagement erfolgt ehrenamtlich. Hauptaufgabe ist ein „Wächteramt“ – der Beirat soll darauf achten, ob der christlich-jüdische Dialog in der Landeskirche stattfindet. Außerdem soll er Begegnungen mit dem lebendigen Judentum fördern, Erkenntnisse aus dem Dialog für Verkündigung und Gemeindearbeit fruchtbar machen und dabei helfen, die kirchliche Beteiligung an der Vernichtung jüdischen Lebens aufzuarbeiten. Zudem sollen lokale Initiativen vernetzt und Projekte in Kirchengemeinden und Kirchenkreisen unterstützt werden. Auf allen Ebenen der Landeskirche will der Beirat daraufhin arbeiten, dass die Ergebnisse des Dialogs wahrgenommen werden und in die Arbeit einfließen. Dazu gehört auch das verstärkte Einbringen des Themas in die Aus- und Weiterbildung.

Kurz-Info Andrew Steiman:
Andrew Steiman wurde 1958 in New York geboren. Beide Eltern kamen aus traditionsbewussten jüdischen Familien und waren im anti-nazistischen Widerstand aktiv, bevor sie als Exilanten in die USA emigrierten. In den 1970-er Jahren kehrte die Familie nach Europa zurück. Steiman studierte zunächst an den Universitäten Frankfurt und Jerusalem Wirtschaftsgeschichte und Pädagogik. Zwischen 1982 und 1996 war er in der Militärseelsorge der US-Streitkräfte in den USA und Europa als Religionslehrer und Kantor tätig. In dieser Zeit erhielt er seine Ausbildung zum Seelsorger und wurde zum Rabbiner ordiniert. Danach unterrichtete er an der Jüdischen Oberschule Berlin und war in den Jahren 1996 bis 2002 im Auftrag des Zentralrats der Juden in Deutschland bei der Integration der jüdischen Zuwanderer in den neuen Bundesländern tätig. Seit 2002 ist er in Frankfurt Altenheim-Seelsorger der Budge-Stiftung, des einzigen jüdisch-christlichen Altenheims bundesweit.

Hinweis an die Redaktionen: Anbei finden Sie ein Interview mit Teja Begrich, Beauftragter der EKM für den christlich-jüdischen Dialog und Ansprechpartner für die jüdische Gemeinde in Thüringen, das auch auszugsweise genutzt werde kann, sowie ein Foto von Teja Begrich.

Interview (Word, 44 KB)

Download:
Teja Begrich
(JPG, 241 KB)

RÜCKFRAGEN

Pfarrer Teja Begrich, 03601-405715

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