PM 32 | 07.04.2009
Osterwort von Bischof Axel Noack „Gerade in der Krise darf der Tod nicht das letzte Wort behalten“

Axel Noack, Bischof in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), äußert sich zum bevorstehenden Osterfest:

„Der Tod ist die Grenze schlechthin. Danach geht nichts mehr und also, so folgern wir gewöhnlich, ist dem „bisschen Leben“ möglichst viel abzugewinnen und man muss „etwas daraus machen“. Denn schließlich lebt man nur einmal. Besonders in Krisenzeiten scheint das zu gelten: „Lasst und essen und trinken, denn morgen sind wir tot“, das wusste schon der Apostel Paulus vor 2000 Jahren.

Wer anderes behauptet, will auf ein Jenseits vertrösten und gewissermaßen mit Verweis auf die Ewigkeit das zeitliche Leben als kurz und schäbig, eben vergänglich, darstellen. Natürlich muss man den Tatsachen ins Auge blicken und es wäre töricht, wollten wir den Tod aus unserem Leben verdrängen oder aufhören, ihn ernst zu nehmen. Aber seine Macht ist begrenzt und durchbrochen. Das hören wir zu Ostern. Die Osterhoffnung orientiert sich am Leben, auch am Leben, das über den Tod hinaus reicht. Gerade denen, die von diesem Leben ganz viel, aber eben nicht alles, erwarten, gibt das Osterfest eine gute Orientierung.

Von Auferstehung reden heißt, dem Tod nicht das letzte Wort geben. Vor allem darf man ihm nicht die Macht einräumen, schon heute unser Leben zu bestimmen. Er wird bestimmend und übermächtig immer dann, wenn wir aufhören zu hoffen, wenn unsere Befürchtungen unsere Hoffnungen überwiegen. Das gilt für unser eigenes kleines Leben, für unsere Familien und Partnerschaften und sogar für unsere Gesundheit. Das gilt genau so im Blick auf unsere Gesellschaft, auf Bankenkrach und Firmenpleiten. Ja, es gilt für unsere dieses Jahr so großen Befürchtungen im Blick auf das Leben sowie auf die wirtschaftliche Entwicklung der ganzen Welt.

Freilich, obwohl wir wissen, dass Hoffnungslosigkeit lähmt, möchten wir manchmal mutlos werden. Wir spüren unsere Ohnmacht und Hilflosigkeit. Schön wäre es, wir könnten einfach alle rufen: „Wir bezahlen nicht für eure Krise!“, wie es heute etliche Demonstranten tun. Aber: Wie immer werden es die kleinen Leute sein, die am Ende bezahlen. War es je anders? Man könnte wirklich mutlos werden.
Der Osterglaube fügt dieser notwendigen nüchternen und klaren Analyse eine andere Dimension hinzu: die Perspektive der gegründeten Hoffnung. Es macht einen Unterschied, ob ich aus der Perspektive des „Ja“ Gottes auf die Sorgen und Nöte dieser Welt blicke, oder ob ich dem Tode zugestehe, das letzte Wort zu haben.

Ostern will uns hindern, uns mit den Zuständen abzufinden oder uns so darin einzurichten, dass wir selbst so einigermaßen durchkommen. Ostern will uns ermuntern, wieder aufzustehen und zu handeln, wo es sich handeln lässt. Freilich sind unsere Möglichkeiten begrenzt, aber es ist sehr zu hoffen, dass gerade diejenigen, die sich nicht von ihren Befürchtungen lähmen lassen, am ehesten konstruktiv und selbstkritisch nach Wegen aus der Krise suchen werden und vor allem auch den Mut entwickeln, solche Wege zu gehen. Christen, die von Ostern her leben, werden unbedingt dazugehören.“

RÜCKFRAGEN

Friedemann Kahl, 0151/59128574

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