PM 90 | 29.08.2012
Tagung mit Zeitzeugen zum kirchlichen Leben im Sperrgebiet
BEI RÜCKFRAGEN
Prof. Axel Noack, 0345-5523056Erinnerung an Stasi-Aktion „Ungeziefer“
Eine wissenschaftliche Tagung im Heilbad Heiligenstadt am 14. und 15. September setzt sich mit der Situation von Kirchengemeinden in den Grenzgebieten der DDR auseinander. Unter dem Titel „Vom Arendsee zur Werra: Kirchliches Leben im Sperrgebiet“ werden sich Historiker, Zeitzeugen und Betroffene in Vorträgen und Diskussionsrunden mit den Geschehnissen und Erfahrungen aus den Sperrgebieten zwischen 1952 und 1989 auseinandersetzen. Geplant ist zudem eine Exkursion zur ehemaligen Grenze und zum Grenzlandmuseum in Teistungen. Veranstaltet wird die Tagung vom Verein für Kirchengeschichte der Kirchenprovinz Sachsen.
„Viel mehr als sich die meisten heute noch erinnern, hat die Situation in den Kirchengemeinden in den Grenzsperrgebieten der DDR unsere Arbeit geprägt. Reichten die Sperrgebiete im Bereich unserer Landeskirche doch von der Altmark über den Harz und das Eichsfeld bis weit nach Thüringen hinein. In einer berüchtigten Stasi-Aktion mit dem bezeichnenden Tarn-Namen ,Ungeziefer’ wurden viele Gemeindeglieder aus den Sperrgebieten über Nacht zwangsausgesiedelt, andere wurden eingeschüchtert. Viele von ihnen haben darüber jahrelang nicht sprechen können“, sagt Altbischof Prof. Axel Noack.
Tagungsort ist das Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Heiligenstadt (Friedensplatz, neben der Martinskirche). Anmeldungen zur Tagung werden bis zum 5. September an Dr. Margit Scholz erbeten (margit.scholz@ekmd.de). Der Tagungsbeitrag beträgt 16 Euro (8 Euro ermäßigt).
Tagungsprogramm
Freitag, 14. September 2012
13.00 Uhr Grußworte
Sektion 1
Moderation: Bischof a. D. Prof. Axel Noack
13.30 Uhr
Rainer Potratz M. A. (Potsdam)
Vom Provisorium zur Systemgrenze und der Einschließung der eigenen Bevölkerung. Das Grenzregime von SBZ und DDR an der innerdeutschen Grenze – ein Überblick
14.30 Uhr
Hildigund Neubert (Erfurt)
Die Zwangsaussiedlungen aus den Thüringer Grenzgebieten
15.30 Uhr Kaffeepause
16.15 Uhr
Jörg Stoye (Magdeburg)
„Das grenzbezogene Denken der Bürger“ – Versuche der Kontrolle und Disziplinierung von Einwohnern der „Grenzkreise“ durch die MfS-Bezirksverwaltung Magdeburg ab den 1960er Jahren
17.15 Uhr Pause
19.00 Uhr
Zeitzeugenforum
Moderation: Prof. Dr. Harald Schultze
19.10 Uhr
Hans-Gerd Adler (Heiligenstadt)
„Ich wollte nicht mehr feige sein…“
19.40 Uhr
Propst i. R. Karl Abel (Oberursel)
Als Pfarrer an der innerdeutschen Grenze – Erfahrungen aus dem Kirchenkreis Nordhausen 1957-1970
20.00 Uhr
Pfarrer i. R. Christoph Müller (Bernterode)
Auf der Suche nach Wegen … Ein Rückblick auf die Jahre 1970-1989
Anschließend Diskussionsrunde
Samstag, 15. September 2012
9.00 Uhr
Morgenandacht in der Martinskirche (Pfarrer Ralf Dieter Schultz)
Sektion 2
Moderation: Propst i. R. Dr. Matthias Sens
10.00 Uhr
Dr. Hans Seehase (Magdeburg)
Evangelisches Leben im Sperrgebiet – Berichte aus den Kirchengemeinden
11.00 Uhr
Dr. Margit Scholz (Genthin)
Die Besetzung der Pfarrstellen im Sperrgebiet (1952-1989)
11.45 Uhr Mittagspause
13.15 Uhr
Torsten Müller M. A. (Erfurt)
Dauerausnahmezustand – Die Situation der katholischen Kirche im eichsfeldischen Sperrgebiet
14.00 Uhr
Abschlussdiskussion
Fahrt zur ehemaligen Grenze (Teistungen)
15.30 Uhr
Führung durch das Grenzlandmuseum Eichsfeld