22.01.2022
Thüringen erneuert Abmilderungspaket für Abschlussklassen

Wiesbaden/Erfurt (epd). Thüringen sorgt wie im Vorjahr für Erleichterungen bei der Erreichung von Schulabschlüssen. 

Auch das Schuljahr 2021/22 stehe weiter deutlich im Zeichen der Corona-Pandemie, begründete Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Freitag in Erfurt diesen Schritt. Zuvor hatte er den Bildungsausschuss des Landtags über das Vorhaben informiert.

Holter begrüßte den Beschluss der Kultusministerinnen und Kultusminister der Länder, dass es für die Abschlussklassen keine pandemiebedingten Nachteile geben dürfe. In diesem Sinne verfahre er auch als Thüringer Bildungsminister. „Mit den geplanten Erleichterungen erkennen wir die besondere Herausforderung und zusätzliche Belastung der Schülerinnen und Schüler an und gehen einen Weg, der ihnen ermöglicht, ihre Abschlüsse in zwar abgewandelter, aber nichtsdestotrotz allen Ansprüchen genügender Art und Weise zu erlangen“, erklärte er.

In der Folge würden die Prüfungen zu allen Abschlussarten an allgemein bildenden Schulen leicht abgewandelt. Für den Qualifizierenden Hauptschulabschluss, den Realschulabschluss und die Besondere Leistungsfeststellung in Klasse 10 des gymnasialen Bildungsgangs sinke der Umfang der abzuleistenden Prüfungen von jeweils vier auf drei. Gleichzeitig würden mehr Wahlmöglichkeiten eröffnet, kündigte Holter an.

Beim Abitur gebe es wieder einen Dreiklang aus längerer Vorbereitungszeit durch nach hinten verschobene Prüfungstermine, Hinweisen und Schwerpunktsetzungen als Orientierung für die Prüfungsvorbereitung und erweiterten Auswahlmöglichkeiten in vielen schriftlichen Prüfungsfächern. Für alle Prüfungen gelte der Grundsatz, dass nur das bewertet werde, was zuvor auch erworben werden konnte, stellte Holter klar.

Teil des Abmilderungspakets seien auch die bereits aus dem vergangenen Schuljahr bekannten Regelungen zum Aufrücken nach den Klassenstufen 4, 6 und 8. Am Ende der jeweiligen Doppeljahrgangsstufe finde „außerordentlicherweise“ keine Versetzungsentscheidung statt.

Wegen der im vergangenen Schuljahr eingeführten Regelungen war die Sitzenbleiber-Quote deutlich zurückgegangen. Sie lag unter Einberechnung der freiwilligen Wiederholungen einer Klassenstufe im Schuljahr 2020/2021 bundesweit bei 1,5 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Thüringen liegt bei einem Bundesdurchschnitt von 1,4 Prozent damit im Mittelfeld, während Bayern (2,8) und Mecklenburg-Vorpommern (2,5) sowie Berlin (0,9) die extremen Positionen besetzen.

Insgesamt sind laut Bundesamt im vorigen Schuljahr 93.100 Kinder und Jugendliche an allgemeinbildenden Schulen nicht versetzt worden oder hätten die Klassenstufe freiwillig wiederholt - 50.500 weniger Kinder als im Schuljahr zuvor. Die Quote ging den Angaben zufolge damit von 2,3 auf 1,4 Prozent zurück.

In Thüringen fiel dieses Minus mit 0,8 Prozentpunkten mit am deutlichsten aus. Die größte Abnahme um 1,2 Prozentpunkte verzeichneten Hessen (auf 0,9 Prozent), Nordrhein-Westfalen und Berlin (auf je 1,0 Prozent). Trotz Pandemie änderte sich die Sitzenbleiber-Quote in Bremen (1,8 auf 1,7 Prozent) und Schleswig-Holstein (1,3 auf 1,2 Prozent) kaum.


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