Alle Jahre wieder: Das Krippenspiel-Team in Dienstedt
Ein Samstagmorgen im November. Draußen wärmt die Sonne das Dach der Dorfkirche von Dienstedt, einem 400-Einwohner-Dorf bei Stadtilm. Drinnen ist es frisch. Eine Heizung gibt es nicht. Aber die 24 Kinder in den Kirchenbänken stört das nicht.
Sie sind alle zur zweiten Probe für das Krippenspiel gekommen. Vollzählig. Die Jüngste ist drei, der Älteste 14 Jahre alt. Und alle halten nun das Skript in den Händen. Krippenspiel 2024: „Weshalb wir Weihnachten feiern“. Heute geht es erst mal darum, in verteilten Rollen das Stück zu lesen. Matthi zum Beispiel liest den Erzähler. Fabienne ist die Reporterin Rita Rosenschön. Moritz mimt den alten Mann. Und Awa die Gastwirtin.
Der Anfang ist gemacht. Carina Siptroth freut sich, dass auch in diesem Jahr wieder so viele Kinder dabei sind. Seit 15 Jahren organisiert sie die Aufführung für den Heiligen Abend in der Dienstedter Dorfkirche. Das „Recruiting“ für das nächste Krippenspiel beginnt immer direkt nach der Vorstellung am 24. Dezember, erzählt die 46jährige: „Und das ganze Jahr über, wenn ich mit dem Hund im Dorf unterwegs bin, spreche ich die Kinder an: Hast du nicht wieder Lust, beim Krippenspiel mitzumachen?“
Carina Siptroth ist der Kirche eng verbunden. Als Kind half sie ihrem Großvater, der Küster war, immer beim Orgeltreten. Dann Christenlehre, Konfirmation, Junge Gemeinde. Mit 18 das erste Mal im Gemeindekirchenrat. Und nun Krippenspiel-Enthusiastin. Jedes Jahr sucht sie ein neues Stück heraus, das ist ihr Anspruch, schreibt es um, verteilt die Rollen. Eine ganz schöne Herausforderung in der Vorweihnachtszeit – gerade wenn man, wie Carina Siptroth, auch eine Familie hat, einen Hund und einen Beruf. Deshalb war sie in diesem Jahr sehr froh, als sich Angelina Erdmann bei ihr meldete: „Und dann hat ein Engel bei mir geklingelt, die Angelina, ‚ich würde so gerne mitmachen!‘ Das ist jetzt das erste Mal, wo ich die Unterstützung habe, dass sie das geschrieben hat. Da bin ich ihr sehr dankbar.“
Angelina ist 23, studiert Regelschul-Lehramt und zieht demnächst nach Dienstedt: „Ich habe früher schon beim Krippenspiel mitgemacht. Konfirmation war für mich das Schönste auf der Welt. Ich dachte, schade, dass man sich gar nicht mehr so engagiert in der Kirche. Und da dachte ich, das ist doch eigentlich die perfekte Gelegenheit, um das wieder anzufangen.“
Die künftige Lehrerin hat das diesjährige Stück im Internet gefunden, es gemeinsam mit Carina Siptroth umgeschrieben: Ein Reporterteam macht eine Umfrage, warum Weihnachten gefeiert wird. Das ist der Rahmen. Dazwischen wird die klassische Weihnachtsgeschichte erzählt. Diese Mischung aus modern und alt funktioniert gut, sagt Carina Siptroth: „Wir rutschen immer ins Historische rein, der Kern des Krippenspiels ist immer die Historie. Das braucht es auch. Um aber die Kinder bei der Stange zu halten, muss es schon ein Deutsch sein, das die Kinder auch verstehen. Wenn es zu traditionell ist, zu altbacken, dann verstehen die Kinder den Sinn nicht.“
Auch die 17jährige Hanna ist Teil des Krippenspiel-Teams. Viele Jahre hat sie selbst mitgespielt, meist einen Engel, aber auch einmal die Maria. Seit zwei Jahren hilft sie mit bei der Vorbereitung und hält die Kulissen: „Das ist ein schöner Ausgleich nach der Schule, dann hierher zu gehen. Ich wollte auf jeden Fall dabei bleiben. Krippenspiel muss sein. Das hat sich viel zu sehr in mein Gehirn eingebrannt.“
Mittlerweile haben die Kinder das neue Stück einmal in verteilten Rollen gelesen. In den kommenden Wochen geht es darum, den eigenen Text auswendig zu lernen. Jeden Samstag ist jetzt Probe – bevor die Kinder dann vor vollen Kirchenbänken an Heiligabend ihr Stück aufführen. Es ist auch schon vorgekommen, dass kurz vor dem 24. Dezember ein Kind abgesprungen ist – zu aufgeregt, zu viele Leute – erinnert sich Carina Siptroth. „Aber wir im Team haben da bis jetzt immer eine Lösung gefunden. Ich glaube, der liebe Gott hat uns dabei geholfen. Er mag einfach unser Krippenspiel!“
Und dann gibt’s zur Stärkung für alle 24 Krippenspielkinder erst mal warmen Tee und was zum Knabbern.