Für die Menschen und zum Lob Gottes: die Klinikbläser am Weimarer Sophien- und Hufelandklinikum

Die Dunkelheit hat sich über das Krankenhausgelände gelegt. Das Thermometer zeigt gerade mal fünf Grad. Adventszeit.

Der Weg draußen wird nur von ein paar Laternen beleuchtet. Unter einer steht eine kleine Gruppe von Bläsern mit Notenständern, mit Blick auf das Klinikum. „Wie soll ich dich empfangen“ klingt es in Richtung Patienten hinter hell erleuchteten Fenstern.

Seit rund zehn Jahren stehen die Klinikbläser hier, vor dem Sophien- und Hufelandklinikum in Weimar. Jeden Freitag um 17 Uhr. Thyra Meyer-Landrut ist fast von Anfang an dabei: „Ich mache selbst gerne Musik, aber wenn es dann auch noch für andere ist und auch zum Lob Gottes – wir bringen hier so viel unter einen Hut!“

Die Bläser kommen aus verschiedenen Kirchengemeinden rund um Weimar: Kreuzkirche, Oberweimar, Kiliansroda, Schöndorf. Die Idee geht auf DDR-Zeiten zurück. Wieder hervorgeholt hat sie Rainer Pagel: „Als ich hier im Krankenhaus 2013 schwer lag und geheilt wieder entlassen wurde, habe ich das auf einer Bläserrüstzeit angeregt, das wieder einzuführen.“

Anfangs, erinnert sich Pagel, kam das Krankenhausblasen schwer in die Gänge, da stand er manchmal auch ganz alleine vor dem Krankenhaus, mit seiner Trompete, und spielte für die Patienten. Mittlerweile kommen immer zwischen acht und zwölf Leute: „Das ist wie ein Wunder. Jeden Freitag, 17 Uhr und bei jedem Wetter. Wir haben auch schon kälter als bei minus 10 Grad geblasen. Aber dann schaffen wir nicht mehr als ein, zwei Choräle. Dann ist alles eingefroren. Aber ist ja auch schön.“

Das Repertoire der Gruppe ist groß. Oft spielen sie, wie heute Abend, Lieder aus dem Evangelischen Gesangbuch. Aber auch Volkslieder erklingen hier regelmäßig. Passend zur Jahreszeit und zum Kirchenjahr. Proben müssen die ehrenamtlichen Musiker nicht, sie spielen alle in ihren Kirchengemeinden im Posaunenchor, immer wieder auch zusammen bei Goldenen Hochzeiten oder Trauerfeiern, und kennen die Lieder.

Spielen zum Lob Gottes – und für andere. Das Feedback der Patienten ist einfach toll, sagt Thyra Meyer-Landrut: „Im Sommer, wenn es wärmer ist, dann gehen die Fenster auf, die Leute klatschen, die schreien ‚Zugabe‘. Es kommen Menschen, die sagen, ‚ach, genau vor einem Jahr war ich hier, hier ist mein Vater gestorben, und in der Nacht habt Ihr dieses Lied gespielt.‘ Das zeigt uns einfach, dass es wahnsinnig viel Sinn macht. Und es macht auch Freude.“

Kranken Menschen und ihren Angehörigen eine Freude machen, Trost und Hoffnung schenken in schweren Zeiten, mit Musik: Das tut gut, sagen alle in der Gruppe. Den Kranken – und uns selbst auch, findet Uwe Schlegel: „Es ist für uns wie ein kleiner Gottesdienst. Zur Ehre Gottes zu musizieren, was gibt es Schöneres?“

Dann nehmen die Musiker wieder ihre Posaunen in die Hand, Rainer Pagel gibt das Zeichen – und es erklingt die Melodie von „Tochter Zion, freue dich“, durch die Dunkelheit Richtung Klinikum.


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