Frank Drese, ein Weltbürger aus Fraureuth | Mit „Herz statt Hetze“ gegen die AfD
Frank Drese ist heimatverbunden. Ein echter Fraureuther. Er ist aufgewachsen in dem Dorf mit den rund 5.000 Einwohnern und lebt bis heute hier. Genau wie seine Eltern. Die vier Kinder sind hier großgeworden.
Frank Drese spielt seit 30 Jahren Trompete im Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde. Nachdem der Kantor in Ruhestand gegangen ist, hat er quasi die Leitung übernommen. „Ich liebe es zu musizieren. Und wenn ich das nicht mache, besteht die Gefahr, dass der Posaunenchor sich auflöst. Irgendjemand muss sich engagieren, irgendjemand muss es machen.“
Frank Drese ist auch Weltbürger. Der 43jährige leitet, ebenfalls ehrenamtlich, einen Kulturverein im Ort, der jedes Jahr ein Festival auf die Beine stellt, mit Musik, Kunst, Akrobatik aus aller Welt: Künstler aus dem Iran und afrikanischen Ländern stehen neben deutschen Musikern auf der Bühne. Ein Zirkusteam arbeitet mit behinderten Menschen aus diakonischen Einrichtungen. Bunte Vielfalt in Fraureuth: „Wenn ich davon erzähle, kriege ich immer Gänsehaut, weil es mir so einen Herzensanliegen ist. Das gibt mir Kraft und bestärkt mich, sich weiter zu engagieren, auch wenn die politische Situation aktuell nicht ganz so prickelnd ist.“
Fraureuth liegt im EKM-Kirchenkreis Greiz, politisch gehört es zu Sachsen, Landkreis Zwickau. Wie überall im Land hingen auch hier im Dorf die Plakate der rechtsextremen AfD und der Freien Sachsen, mit ihren Parolen gegen Ausländer, gegen Diversität, gegen Windräder. Für Frank Drese schwer zu ertragen: „Es muss doch eine Möglichkeit geben, die Leute zum Nachdenken zu kriegen, und wenn es drei Leute sind, die vielleicht das noch mal überdenken, wo sie ihr Kreuz machen, dann habe ich drei Leute gewonnen. Das ist es mir einfach wert.“
Der 43jährige suchte nach einem Plakat, als Gegengewicht zu den Lügen und Parolen – und wurde im EKM-Mitarbeitenden-Magazin „EKM intern“ fündig: Dort wurden Banner und Plakate angeboten mit den Aufschriften „Herz statt Hetze“ und „Unser Kreuz hat keine Haken“. Auf Anregung von Frank Drese ließ die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit die A3- und A4-Plakate auch im A1-Format drucken – in der Größe der anderen Wahlplakate also. Mit dem Fraureuther Bürgermeister hatte Drese schon gesprochen, er durfte die Plakate im Ort aufhängen, gleich neben die Wahlwerbung der AfD: „Der Bürgermeister meinte: ‚Na, die AfD darf 30 Plakate hängen, dann darfst du das auch.“
Naiv ist der drahtige Fraureuther mit dem T-Shirt „Love music, hate fascism“ nicht. Er weiß, dass auch die Kirchengemeinde ein Spiegel der Gesellschaft ist und vermutlich nicht wenige ihr Kreuz bei der AfD gemacht haben. Ob er jemanden mit den EKM-Plakaten in seiner Wahlentscheidung beeinflusst hat, weiß Drese nicht. Aber er ist überzeugt: „Die Kirche hat eine riesengroße Verantwortung in dieser Zeit, auch in der Politik. Die Kirche muss einfach politisch sein und sich auch politisch äußern. Gerade auch vor dem Hintergrund ihrer Rolle im Nationalsozialismus.“
Die Plakataktion würde Frank Drese auf jeden Fall wiederholen. Als Fraureuther. Und als Weltbürger.