Wenn es summt und blüht und die Geschichte auflebt: Paul Prautzsch, Mitglied im Gemeindekirchenrat von Beesenstedt

Paul Prautzsch ist jung. Das wäre erst mal keine besondere Nachricht. Aber Paul Prautzsch ist jung und Mitglied im Gemeindekirchenrat von Beesenstedt im Saalekreis.

Und damit eine Ausnahme. Die meisten GKR-Mitglieder sind 50plus. Paul Prautzsch ist 27. Hauptberuflich arbeitet er im Uniklinikum Halle in der Pflegedienstleitung und wenige Stunden in der Woche im Pfarrbüro.

Als GKR-Mitglied ist Paul Prautzsch für alle Belange der Kirchengemeinde mitverantwortlich: „Durch diese Wahl in den GKR haben wir Verantwortung übertragen bekommen, für unsere Gebäude, aber auch für die Menschen in der Gemeinde.“

Und es ist viel geschehen in Beesenstedt in den vergangenen Jahren. Die Kirche St. Johannes Evangelist wurde zu einer regelmäßig geöffneten Kirche. Auf Anfrage gibt es Führungen für Interessierte. Bilder und Texte erzählen die Geschichte des Kirchenbaus. Auch alte Einträge aus den Kirchenbüchern liegen vor. Kirchen im Dorf zu halten und sie zu öffnen, das ist wichtig, findet Paul Prautzsch: „Man sagt immer, die Kirche bleibt im Ort, der Kirchturm symbolisiert immer den Mittelpunkt des Ortes oder so. Ja, aber es ist auch ein Treffpunkt für alle Menschen, sei es nicht nur zum Gottesdienst, sondern z.B. auch zu Konzerten. Man redet miteinander, tauscht Ideen aus. Ich glaube, wenn das Wegfallen würde, wäre das ein großer Verlust für die Gemeinschaft.“

Die Kirche als ein Ort für alle. Auch für die, die eigentlich mit Religion und Glauben „nichts am Hut haben“. Die Halt suchen, Ruhe oder im Sommer einfach einen kühlen Raum. „Wenn es Leute wie mich oder wie uns nicht gibt, dann könnten wir das alles zuschließen und sehen, wie es verfällt. Und das wäre zum einen gerade in kulturhistorischer baulicher Sicht sehr schade, weil auch viel Geschichte verloren geht.“

Ein anderes großes Projekt von Paul Prautzsch und den Kolleginnen und Kollegen im Gemeindekirchenrat: der Pfarrgarten und der historische Friedhof. Über die Jahre zugewachsen und verfallen, musste etwas geschehen. Angefangen hatte alles damit, dass abgestorbene Bäume gefällt werden mussten, auch aus Sicherheitsgründen. „Und dann kam so die Idee: Jetzt haben wir diese Baumpflege gemacht, und was machen wir jetzt mit diesem Grundstück oder mit dieser Fläche weiter? Wollen wir sie jetzt wieder verwildern lassen oder wollen wir jetzt hier aktiv werden und aus diesem Ort auch irgendwas machen, dass man vorzeigen kann?“

Der GKR entschied sich für letzteres und legte los. Wege und Beete wurden angelegt, uralte Grabsteine wieder aufgerichtet, Bäume gepflanzt, es gibt ein Kräuterbeet und Komposthaufen für den hauseigenen Dünger. Das Team: Zehn bis zwölf Leute, die sich regelmäßig treffen, Garten und Friedhof pflegen, schauen, welche Pflanzen gedeihen und welche mit der Trockenheit nicht umgehen konnten. Längts nicht alle im Team sind Kirchenmitglieder, erzählt Paul Prautzsch: „Und das zeigt auch, dass eben Kirche auch nicht nur was für Kirchenmitglieder ist oder für gläubige Menschen, sondern auch was für Menschen, die sich einfach z.B. für Gärten oder den Erhalt von historischen Dingen interessieren und sich beteiligen möchten“, sagt Paul Prautzsch.

Gerade hat die Kirchengemeinde Beesenstedt den mit tausend Euro dotierten Umweltpreis „Grüner Eckstein“ des Kirchenkreises Halle-Saalkreis gewonnen – eine schöne Auszeichnung für die ehrenamtliche Arbeit.

Und es gibt noch viele neue Ideen: Das Team will eine Streuobstwiese anlegen, Blumenbeete, eine Bienenwiese, vielleicht sogar ein eigenes Bienenvolk hier ansiedeln. Pfarrgarten und Friedhof sollen die Menschen einladen, hier herumzuspazieren, die Ruhe in der Natur zu genießen  - und auch etwas zu lernen über unterschiedliche Baumarten, darüber wie der Honig ins Glas kommt oder welche Pflanzen mit der zunehmenden Trockenheit gut klarkommen: „Wenn man das selber auch mit Spaß und Begeisterung macht und auch sieht, dass diese Ideen auch ihre Früchte tragen, ist das für mich Belohnung genug. Vor allem, wenn man dann auch das Feedback von anderen bekommt: ‚Mensch, das was ihr macht, das ist toll!‘“


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