Ruhe neben der Autobahn: Monika Franke ist Küsterin in der Autobahnkirche Rothenschirmbach

„Hier kann man die Seele baumeln lassen und unserem Herrn und Heiland für alles danken!“ „Danke, dass die Kirche offen ist!“ „Danke für den Spruch für unsere Reise!“ Monika Franke blättert durch das Anliegenbuch in der Autobahnkirche in Rothenschirmbach, unweit der Autobahn 38.

Viele Reisende haben hier, in der Pankratiuskirche, ihre Gedanken, ihre Sorgen und ihr Glück niedergeschrieben. Das freut die 63jährige. Sie ist seit Jahren ehrenamtliche Küsterin in der Autobahnkirche und kümmert sich, im Wechsel mit anderen Ehrenamtlichen, darum, dass alles läuft in der Kirche aus tiefrotem Backstein:

„Ich schließe morgens die Kirche auf, schaue, ob die Toilette sauber ist, ob die Blumen auf dem Altar Wasser haben, ob auch sonst alles in Ordnung ist. Wir hatten hier auch schon mal einen Einbruch.“

Für eine Autobahnkirche gibt es ganz bestimmte Kriterien: Sie muss eine direkte Anbindung an eine Autobahnraststätte oder an eine Autobahnabfahrt haben. Parkplätze und sanitäre Anlagen müssen vorhanden sein. Die Kirche sollte täglich zwischen 8 und 20 Uhr geöffnet und der Innenraum so groß sein, dass eine Bus-Reisegruppe Platz hat.

Das alles ist in Rothenschirmbach gewährleistet, auch dank des Förderkreises Autobahnkirche. Und noch einiges mehr. Immer wieder gibt es Ausstellungen in der Kirche – gerade läuft eine über Bäume. „Wir hatten auch schon Kinderzeichnungen vom Kindergarten, von der Grundschule, von Osterhausen, da ging es um alles, was fliegt. Es sind immer ganz unterschiedliche Ausstellungen, und das macht es für die Leute interessant. Auch Mangas hatten wir schon.“

Außergewöhnlich ist das Kindergrab, das in der Kirche in einem Glaskasten ausgestellt ist. Es wurde beim Bau der Autobahn gefunden, im Jahr 2015, und ist alt, sehr alt, stammt aus der Bronzezeit, erzählt Monika Franke.

Wer möchte, kann in der Kirche auch ein Teelicht entzünden und es in einen großen Fisch aus Metall stellen. Das werde sehr gut angenommen, sagt Monika Franke – die im Übrigen nicht nur Küsterin ist, sondern auch im Chor singt und im Gemeindekirchenrat sitzt. Sie sei, wie man so schön sage, „Mädchen für alles“.

Kein Wunder also, dass die zierliche Frau auch regelmäßig die Glocken in der Autobahnkirche läutet, auch bei Beerdigungen: „Das ist noch mal so wie eine persönliche Verabschiedung, das ist was ganz Besonderes. Und an Silvester, das ist auch besonders, da um Mitternacht zu läuten.“

Und damit nicht genug: Jeden Dienstag steigt Monika Franke die 80 Stufen auf Holztreppen und Leitern in den Turm empor, vorbei am Geläut, um in der Pankratiuskirche die Uhr aufzuziehen. Dafür muss sie die beiden Gewichte neben der Uhr emporkurbeln. Ein bisschen außer Atem kommt sie dabei schon: „83 Stufen und 170 Umdrehungen. Das ist dann mein wöchentlicher Frühsport!“ Eine wichtige Aufgabe. Wenn die Uhr falsch geht, gibt es durchaus auch mal böse Anrufe.

Wieder unten, zurück im Kirchenraum, blättert Monika Franke noch mal durch das Anliegenbuch: „Dass das noch mal gut ausgegangen ist, und das sehen wir auch an unserem Anliegen, wie oft da Texte drin sind, die dankbar sind für eine unfallfreie Fahrt, die sich freuen, dass die Kirche offen ist, die erstaunt sind, dass es hier so wunderschön ist. Und darum geht es in unserer Autobahnkirche, dass die Menschen froh sind, einen Ort zum Ausruhen gefunden zu haben; für eine Zeit lang weg vom Gaspedal und der Geschwindigkeit.“


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