Sonnenblumen und Cola-Kraut: Ricarda Klein und der Gemeindegarten Lettin

Über die Mauer am ehemaligen Pfarrhaus in Lettin wächst eine knallgelbe Sonnenblume. Sanft schaukelt sie im Wind. Drumherum wuchern Himbeeren.

Vor drei Jahren war die Mauer noch grau und kahl. Das hat sich geändert, seit hier, jenseits der Mauer, der Gemeindegarten von Lettin entstanden ist.

Die Idee dazu hatte Ricarda Klein, die mit ihrer Familie in Lettin lebt. Als Corona die Menschen ans Haus band, es kaum Kontakte nach draußen gab, da wollte sie einen Ort schaffen, an dem sich Nachbarn, an dem sich die Menschen aus dem Dorf treffen können. „Und dann haben wir tatsächlich überlegt, was macht uns als Familie Spaß, und was könnte auch anderen Spaß machen. Und da sind wir aufs Gärtnern gekommen.“

Der Gemeindekirchenrat stimmte zu, dass das Gelände neben dem ehemaligen Pfarrhaus zum Gemeindegarten umgestaltet werden durfte – und los ging es mit zwei Hochbeeten, erinnert sich Ricarda Klein: „Das war sozusagen der Grundstein. Das war so ein Riesen-Aktionstag, ich glaube da waren 25 Leute da, haben die Hochbeete mit Erde befüllt, sind mit den Schubkarren hin und her, haben gesiebt und gemacht. Und alles ist sehr gut angewachsen.“ Mittlerweile gibt es auch ein Insektenhotel, Himbeeren wachsen im Gemeindegarten und Tomaten.

Auch Ole Klein, Ricardas Sohn, ist Pflanzen- und Gartenfreund und regelmäßig mit dabei im Gemeindegarten. Ab und zu mäht er den Rasen. Und: Er baut „Cola-Kraut“ an: „Das hier ist Cola-Kraut, und daraus kann man Sirup machen. Also der Fachbegriff ist Eberraute und umgangssprachlich ist es halt Cola-Kraut. Das kann man auch als Tee machen.“

Der Garten steht allen offen. Fünf Familien werkeln hier regelmäßig. Andere kommen eher sporadisch. Der Garten soll neben dem Gärtnern ein Treffpunkt zum Reden sein und zum Kreativsein. Mithilfe von Spenden konnten zwei Nähmaschinen erworben werden. Jetzt kommen auch Lettinerinnen vorbei zum Nähen und Plaudern. Und jeden Montag ist offener Nachbarschaftstreff im Gemeindegarten Lettin.

Ricarda Klein würde sich wünschen, dass noch mehr Dorfbewohner kommen, auch die, die mit Kirche nichts am Hut haben. Aber da sei bei manchen die Schwellenangst doch noch zu groß, glaubt sie: „Ich glaube, das liegt wirklich an die Institution Kirche, dass manche Angst haben, in so einen Sog gezogen zu werden.“

Viel Zuspruch bekam die Saatgutbörse im Frühjahr. Jeder und jede brachte Saatgut mit, was eben übrig war zuhause: „Und das kam kurioserweise echt gut an, und da kamen auch mal wirklich Leute, die nicht regelmäßig hier zugange sind. Aber es braucht immer so was Besonderes, schön wäre eben ein allgemeines Interesse an dem Projekt.“

Ricarda Klein wünscht sich für die Zukunft, dass das Projekt „Gemeindegarten“ sich noch besser etabliert, dass ein paar mehr Leute regelmäßig mitmachen und sie nicht immer das Zugpferd sein muss: „Dass es mehr Menschen gibt, die sich verantwortlich fühlen für das, was hier passiert. Also nicht nur Teilnehmer, sondern auch wirklich Mitmacher in dem Sinne. Aber ich denke, das sind wir auf einem guten Weg.“


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