Torsten Schmidt, "Kirchenretter" aus Bebertal

Wenn Torsten Schmidt eines nicht kennt, dann ist es Langeweile.

Der Landwirt aus Bebertal im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt) betreibt einen eigenen Hof, ist Ortsbürgermeister, stellvertretender Vorsitzender im Gemeindekirchenrat - und er leitet den Förderverein Dorfkirche Bebertal e.V.

Die Gutskirche aus dem 17. Jahrhundert mit der besonderen achteckigen Form war ziemlich in die Jahre gekommen, als Torsten Schmidt gemeinsam mit anderen 2007 den Förderverein gründete. Gesperrt war sie nicht, aber in einem schlechten Zustand, erinnert sich Schmidt. Eigentlich wurde nur noch der Reformationstag in der Kirche gefeiert. Ansonsten stand sie leer.

Los ging die Sanierung mit dem undichten Dach. Es folgten der Dachstuhl, die Decke, Fenster, Türen, das komplette Innenleben inklusive Orgel. „Das geht alles nur mit einem aktiven Förderverein“, sagt Schmidt. „Und das Miteinander im Dorf ist gut. Wir ziehen alle an einem Strang, ob Kirchenmitglied oder nicht. Die Leute fühlen sich alle verbunden mit der Kirche.“

„Zugpferd“ für die Sanierung und das eine oder andere Fördergeld war der Taufengel, überregional beachtet und Teil der Ausstellung "1000 Jahre Taufen in Mitteldeutschland“ im Magdeburger Dom.

Torsten Schmidt wurde auch in der Dorfkirche getauft. Seine Kinder ebenso. In einer Vitrine hinter dem Altar liegen unter anderen die Taufkleider der Familie. „Das verbindet“, sagt der Landwirt. Sich in der Kirche zu engagieren, gehört zur Familientradition. Mutter Schmidt war schon im Gemeindekirchenrat. Und die Kinder ziehen auch schon mit, wenn es um die Dorfkirche geht.

Heute ist sie fast fertig. Die Sanierung der Außenhülle steht noch aus. Und die Büste des Stifters der Kirche, Hermann Wissmann, wird noch instandgesetzt.

Leben ist längst wieder eingezogen in die mehr als 300 Jahre alte Dorfkirche: Einmal im Monat gibt es den „Orgelklang“, also Musik in der Kirche, Mittagessen auf der Burg, die es im Dorf auch noch gibt, Kaffeetrinken im benachbarten „Vierzeithof“. Ein Gemeinschaftsprojekt: „Wir haben die Kirche nicht saniert, damit wir sagen können, wir haben jetzt eine schöne Kirche, sondern wir füllen die Kirche auch mit Leben. Wir haben mehr Veranstaltungen in der Kirche über den Förderverein als Gottesdienste.“

Regelmäßig wird auch getauft. Und Radfahrer steigen oft ab, um sich die geöffnete Kirche anzusehen und durchzuschnaufen. Längst nennt sich die Dorfkirche Bebertal auch Tauf- und Radfahrkirche, liegt sie doch am Elbe-Aller-Radweg und an der Straße der Romanik.

Torsten Schmidt hat die gesamte Sanierung mit Bildern dokumentiert. „Jetzt würde ja keiner mehr sehen, was alles geschaffen wurde mit dem Verein. Dass da der Minibagger mitten im Raum stand. Das ist ein schönes Gefühl, wenn man da sitzt und sieht, was man da gemeinsam die ganzen Jahre geschaffen hat.“

Und neue Ideen für die Dorfkirche hat Torsten Schmidt auch schon: Der achteckige Raum ließe sich gut für Theateraufführungen nutzen. „Wir haben Ideen, uns ist nicht bange vor der Zukunft.“


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