Angedacht, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

10.09.2024
Auf dem Autobahnparkplatz

Ein Auto der Oberklasse hält vor der Raststätte. Ein Mann und eine Frau steigen aus. Der etwa 8-
jährige Sohn folgt ihnen, ein Videospiel in der Hand. Die Erwachsenen telefonieren angeregt.
Nach einiger Zeit kehren alle zurück. Wieder Telefon, wieder Videospiel. Jeder für sich – jeder al-
lein.
Ich weiß nichts über diese Menschen. Alles reine Fantasie. Aber mein Eindruck ist verheerend.
Drei Menschen, die offensichtlich routiniert beisammen sind und dennoch getrennt wirken.
Wohlstand scheint nicht das Problem zu sein. Werden sie, zurück im Auto, sich einander zuwen-
den? Werden sie aufmerksam aufeinander hören? Sich gegenseitig und ihr Kind wahrnehmen?
Mag sein! Der Augenschein sagt anderes.
Können wir das noch? Den Anderen wahrnehmen? Wollen wir das überhaupt?
Ich erlebe, wie Menschen aneinander vorbeireden, vorbeileben. Da heißt es dann: „Das sind die
neuen Nachbarn, aber mit denen ist es schwierig … die sind nicht von hier.“
Oder: „Meine Kollegin redet dauernd von ihren Enkeln, wer will das wissen?“
Manchmal hören wir auch: „Wie kann man zu diesen sogenannten Klimafragen anderer Meinung
als ich sein?“
Was ist los mit den Menschen? Jeder für sich, jeder gegen jeden, wir gegen die, alle sind gegen
uns … So will ich nicht leben, kann ich nicht leben.
Nur Gegner überall? Als Christ sehe ich Menschen anders. Meinen Nächsten treffe ich beim Ein-
kaufen, im Straßenverkehr und auch auf der Autobahnraststätte. Es braucht viel mehr Miteinan-
der als kalte Wut, Desinteresse. Was ist so schwer daran?
Mit der Szene an der Autobahn im Kopf bin ich wenig zuversichtlich. Doch meine feste Absicht
Menschen anders zu begegnen, wird dadurch nur bestärkt.
Wie ist es mit Ihnen?

Hoffnungsvoll grüßt aus Dessau
Joachim Liebig


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar