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28.03.2021
Auf wen wartest Du?

Ein großes Pilgerfest im Jerusalemer Tempel steht an. Menschen drängen sich durch die Stadttore hinein. Neben den Einheimischen und den Religionstouristen aus aller Welt ist die Stadt voll mit römischen Soldaten, denn das Heilige Land ist eine besetzte römische Provinz. 

Und zwischen dem Pilger-Schweiß und dem Jubel-Trubel, irgendwo auch Jesus. Gerade war er auf einem Esel durch das Stadttor geritten. Seine Leute sind euphorisch und breiten lachend Tücher auf der Straße aus und Palmzweige. Was für ein Spaß, unter den humorlosen Blicken der Besatzer einen kleinen Triumphzug zu improvisieren! Nicht pompös und demütigend wie die Triumphzüge der Römer, sondern ein fröhliches Theater der Unterdrückten mit vielen biblischen Bezügen. Deshalb auch der Esel, denn im Volk weiß jeder, der neue König Israels kommt auf einem Esel.

Aber zwischen den lustigen Momenten auch die ernste Frage: Ist das vielleicht wirklich der Mann, der uns herausreißt und für Gerechtigkeit sorgt?

Starke Männer kommen gerne mit Pomp und Gloria und viel Getöse. Hier ganz anders: auf einem Esel. Still. Sogar verletzlich. Um zu zeigen: Es geht auch ganz anders.

Osterlachen liegt mir auf den Lippen, wenn ich an diese Szene denke. Und die große Freude, dass Gott ganz anders ist. Humor hat er; ja, die Liebe hat Humor. Die Liebe macht froh und spielerisch, ganz ohne Pomp. 

Auf wen warte ich, auf wen wartest Du eigentlich in diesem Super-Wahljahr? Könnte ich einem trauen, der leise daherkommt? Einer meine Stimme geben die freundlich und nachdenklich ist? Das fragt sich Friedrich Kramer, Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland


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