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02.11.2017
Austreten

Ein großer Name, aber es menschelt wie in einer normalen Familie: UNESCO steht auf dem Schild. Aber drinnen bei den Staatschefs gehts zu wie bei Onkel Karl. Karl redet nicht mehr mir Carola. Paul spielt nicht mehr mit Tom. Oma Hilde guckt ihre Tochter nicht mehr an. Was tun wenn man Dinge anders sieht? Soll Karl aus der Ehe austreten, wie Trump aus der UNESCO? Sollen Pauls Eltern den Kindergartenplatz kündigen?
Gerade um sich miteinander zu verständigen wurde die UNESCO kurz nach dem 2. Weltkrieg gegründet. Zur Förderung von Erziehung, Wissenschaft, Kultur – und nicht zu vergessen: Kommunikation!
Unterschiedliche Meinungen sind etwas ganz Normales. Das ist nicht nur Karl klar,
und Carola, Paul und Tom – das wissen wir auch. Richtiger Ärger lässt sich nicht einfach mit einem Schwamm beiseite wischen. Aber gerade deswegen müssen Karl und Carola, Paul und Tom lernen, wie man damit vernünftig umgeht. Und sie können entdecken, dass trotz mancher Differenzen vieles andere gemeinsam geht. Und gehen muss! Um der Sache willen.
Die USA waren ja schon mal aus der UNESCO ausgetreten, das war 1984. Seit 2003 sind sie wieder dabei. Solches Hin und Her gab es auch bei anderen Staaten. Da stehen selbst Regierungen einem verzankten Ehepaar in nichts nach. Ja, es ist mühsam, das Miteinander-Reden. Aber das erwarte ich von unseren Regierungen. Miteinander reden müssen auch Karl und Carola, Paul und Tom. Sonst endet das wie bei Oma Hilde. Sie ist gestorben. Aber ihre Tochter hat es erst aus der Zeitung erfahren.
Versöhnung hat nichts mit „Schwamm-Drüber“ zu tun. Versöhnen bedeutet miteinander reden – trotz allem. Bevor es zu spät ist.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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