03.11.2017
Kniefall
Es ist kurz vor dem Anpfiff. Hertha BSC gegen Schalke 04. Doch das ganze Bundesligateam von Hertha geht plötzlich in die Hocke und kniet auf den Rasen. Sie setzen ein Zeichen gegen Rassismus. Sie zeigen ihre Solidarität mit dem Footballstar Colin Kaepernick aus San Francisco.
Es war vor über einem Jahr. Da kniet Colin sich hin, während die amerikanische Nationalhymne im Stadion erklingt. Er reckt seine Faust nach oben. Er singt nicht mit.
Colin denkt in diesem Moment an Martin Luther King. Den von Weißen ermordeten schwarzen Pfarrer, der gegen die Gewalt der Polizei kämpfte und als Protest vor einer Polizeikette niedergekniet war. Das war lange bevor Colin geboren wurde.
Und Colin denkt an die schwarzen Jugendlichen, die erst vor wenigen Tagen von der Polizei erschossen wurden.
Colin kniet. Die Kameras klicken. Es ist ein Eklat. Unerhört. Präsident Trump twittert: „Solche Hurensöhne gehörten fristlos gefeuert.“
Colin war von einer weißen Familie adoptiert worden. Immer wieder hat er Rassismus erlebt. Von Weißen, weil er schwarz ist. Von Schwarzen, weil er bei Weißen aufwächst.
Colin ist neugierig. Er liest viel und interessiert sich für das Schicksal der Afro-Amerikaner. Er sucht nach seinen afrikanischen Wurzeln in Ghana. Er spendet große Summen an wohltätige Organisationen und unterstützt Camps, wo Kinder ihre Rechte kennenlernen. Er benutzt nicht nur seine Beine. Er nutzt auch seinen Kopf.
Im März wurde Colin gefeuert. Insider verstehen nicht, dass ihn kein Club mehr engagieren will.
Colin Kaepernick wird heute 30 Jahre alt.
Alles Gute und Gottes Segen, Colin. Und Danke im Namen aller, die bei Unrecht nicht nur mit den Achseln zucken, sondern Zeichen setzen, wenn Haltung gefragt ist.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg